Klangdesign Immer wieder war im vorangegangenen vom Computer als einer „Black Box“ die Rede gewesen, wobei davon ausgegangen wurde, daß der Computer ein für ei-nen Anwender undurchschaubares Gerät bleibt und somit ein Benutzer einzig sein Vertrauen in richtig formulierte Algorithmen setzen muß, ohne daß noch die Mög-lichkeit bestehen würde, auch nur in rudimentären Ansätzen die Richtigkeit der ausformulierten Programme zu überprüfen. Der Begriff „Black Box“ ist ursprüng-lich der Fernmeldetechnik entnommen und im zweiten Weltkrieg auf erbeutetes Feindgerät angewendet worden, da das Innere dieses Feindgerätes infolge einer möglichen Explosionsgefahr dem Außenstehenden verborgen blieb. Um eine „Black Box“ zu ergründen, muß ihr Verhalten beobachtet werden. Der jeweilige Input muß mit dem Output verglichen werden, und so kann - im Idealfall - aus einem Vergleich von Input und Output auf Regelmäßigkeiten geschlossen und eine Theorie über das interne Processing formuliert werden. Mitnichten weiß man dann, was innerhalb jener „Black Box“ geschieht, ein Wissen um die internen Zustände bleibt also grundsätzlich ausgeschlossen, die genaue Beobachtung erlaubt allerdings im günstigsten Falle, über den jeweiligen Input den genauen Output zu bestimmen und vorauszusagen, wobei die aus der Beobachtung erschlossene Theo-rie bei einem jeden Processing aufs neue ihre Praktikabilität zu beweisen hat. Der Grad der Nicht-Trivialität der „Black Box“ sagt etwas über die Vorhersagbarkeit des jeweiligen Outputs aus. Das leuchtet unmittelbar ein, wenn man bedenkt, das mit der Maximierung der möglichen internen Zustände, die gegenseitige Einfluß-nahme auf das Ergebnis größer wird, der Input vielfältigen Veränderungen unter-worfen sein kann und das Ergebnis damit ungleich schwieriger vorauszusagen ist. Im Zuge der allgemeinen Elektrifizierung und damit zugleich der Komplexifi-zierung von Werkzeugen, Maschinen, Geräten ist eine „Black Box“-Nutzung heute gesellschaftskonstitutiv.1 Kaum ein Mensch weiß heutzutage mehr, was im Innern eines Gerätes vor sich geht, trotzdem oder gerade deshalb sind komplexe Gerät-schaften zu bedienen, indem mit bestimmten Handlungen ganz bestimmte, erwart-bare Ergebnisse verbunden sind. Aktuelle Musiksysteme ähneln mehr und mehr solchen undurchschaubaren „Black Boxes“, und zwar aus mehreren Gründen. Dabei sei im folgenden der nahe-liegendste Grund, daß man bei elektronischen Geräten um deren Hardwareinnenle-ben nicht mehr wissen kann, ausklammert. Synthesemaschinen der Jetztzeit glei-chen einer „Black Box“ allein schon aus jenem Grund, weil das jeweilige Synthe-seprinzip keine Spiegelung auf der Hardwareoberfläche mehr erfährt. Wollte man gezielt interessante und informative Klänge formen, so bedürfte es eines qualifi-zierten Wissens um das Syntheseprinzip, sowie eine Vorstellung von der internen Signalverarbeitung des ausgewählten Synthesizers. Je signifikanter einzelne Hard-warebedienungselemente den internen Signalfluß spiegeln, um so leichter ist dieses 1 Vgl. Watzlawick, Paul/Beavin, Janet H./Jackson, Don D.: Menschliche Kommunikati-on, a.a.O., S. 45. Vgl. weiter Flechtner, Hans-Joachim: Grundbegriffe der Kybernetik. München 1984, S. 205-208 u. 215ff.