MUSIKMASCHINEN 194 UND KLANGFINDUNG komplexe Syntheseverfahren zu veranschaulichen und zu konkretisieren z.T. in zunehmenden Trivialisierungen der Bedienungskonzepte, beispielsweise in den sogenannten „Easy-Edit“- oder auch „Quick-Edit“-Editoren, welche vorgeben, eine Synthesevielfalt mit wenigen Handgriffen beherrschbar zu machen. „Easy-Edit“- Pages reduzieren die Parametervielfalt dabei auf ein übersichtliches Maß, indem sie lediglich jene Parameter zur Klangbeeinflussung offerieren, die deutliche Klangveränderungen erwarten lassen. Ganz fraglos lassen sich mit diesem Prinzip relativ problemlos - trotz eines eigentlich komplexen Syntheseprinzips - Klänge generieren.1 Editoren wie diese mögen Einsteigern helfen, das zugrundegelegte Syntheseprinzip in groben Umrissen zu erfassen, so daß frühzeitig gezielt eigene Klangvorstellungen realisiert werden können. Das Arbeiten mit anderen, ähnliche Klangmanipulationen zulassenden Synthesizern, welche mit gleichem Synthese-prinzip operieren, dürfte gegeben sein. Ganz anders sieht dies aber bei einem Synthesizer wie dem Korg DS-8 mit sei-nem „Quick-Edit“-Modus aus, der nach dem Syntheseprinzip der Frequenzmodula-tion arbeitet, dessen Bedienungsoberfläche aber nach dem leichter verständlichen Prinzip der subtraktiven Synthese analoger Synthesizer konzipiert ist. Es sind also Parameter vorzufinden, „die für den Anwender ähnlich oder genauso arbeiten wie die korrespondierenden Parameter eines analogen Systems, jedoch ‘hinter den Ku-lissen’ ganz was anderes machen.“2 Dieses „ganz andere“ entzieht sich aber der Vorstellungswelt des klangprogrammierenden Musikers, so daß selbst nach jahre-langer Arbeit mit diesem Synthesizer der Charakter einer „Black Box“ erhalten und ein Wissen um das interne Processing völlig ausgeschlossen bleibt. Der zum Beispiel genommene Synthesizer von Korg wird schon längst nicht mehr hergestellt und hat mit seinem Bedienungskonzept die weitere Entwicklung späterer Systeme nicht entscheidend geprägt. Aktuellere, teilweise sehr populäre Synthesizer wie der SC-55 von Roland, der Yamaha TG-500 oder der G-Mega von Kawai knüpfen allerdings indirekt an diese Tradition wieder an, indem sie der An-wenderseite zwar nicht eine andere als die intern operierende Klangsynthese vor-spiegeln, allerdings gleichermaßen den Zugriff auf die eigentliche, komplexe Klangsynthese verwehren und einzig den Zugriff auf einige wenige Klangmanipu-lationsmöglichkeiten - wie die Regulierung der Hüllkurve oder Brillanz- oder Re-sonanzveränderungen u.ä. - gewährleisten. Es handelt sich bei den genannten Gerä-ten im Prinzip um Presetsynthesizer, die allerdings aufgrund der verbleibenden Zugriffsangebote die Möglichkeit zur individuellen Klangmanipulation suggerie-ren. Die Editierung selbst erfolgt, infolge fehlender Regelungsmöglichkeiten am Synthesizer, zumeist über einen externen einfach strukturierten Editor. Das Editie-ren von Klängen solcher Synthesizer vermittelt somit gleichsam den Eindruck der Durchschaubarkeit des jeweils zugrundegelegten Syntheseprinzips und damit den Eindruck einer Bedienungskompetenz, die real gar nicht vorhanden ist. Synthesizer 1 Die Yamaha Synthesizer DX 11, DS 55 oder auch der YS 200 arbeiten beispielsweise nach diesem Prinzip. 2 Dellmann, Gerald: Testbericht des Korg DS-8 Digital Synthesizers. In: Keyboards 3/87