Klangverwaltung Immer größere Speicherplatzangebote werden angefüllt mit Soundähnlichkeiten. Eine jede weitere Geschwindigkeitsmaximierung wird diesen Prozeß nur noch be-schleunigen. Je schneller Computer werden, um so kürzer sind die Zugriffszeiten. Die Verkürzung der Zugriffszeit ist es aber, die die Vergrößerung eines Speicher-platzangebotes erst sinnvoll macht. Die Auswahl unter tausenden von Klängen braucht Zeit. Erst wenn dieser Zeitbedarf auf ein vertretbares Maß reduziert ist, werden neue Speicherdimensionen erschlossen. Reine Synthesizerklänge benötigen wenig Speicherplatz, daher lassen sich schon heute Soundbibliotheken mit Tau-senden von Klängen problemlos füllen. Ein Synthesizer wie der Matrix 1000 von Oberheim - im übrigen ein moderner analog/digital prozedierender respektive hyb-rider Synthesizer - trägt die zur Verfügung gestellte Speicherplatzzahl in seinem Namen vermerkt. Analoge Synthesizer sind in ihren Klangsynthesemöglichkeiten eingeschränkt. Ein analoger Synthesizer, der 1000 Klänge zur Auswahl stellt, wird daher in seinem Repertoire immer eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Klang-ähnlichkeiten aufweisen. Schon allein das Werben mit der ominösen Zahl ‘1000’ macht deutlich, daß die eigentliche Klangqualität des Synthesizers zwar wichtig, aber im Grunde genommen nicht mehr den allein entscheidenden Faktor darstellt. Ein alter Mini-Moog konnte maximal einen Klang verwalten, dies bedeutete, ein jeder zum Musizieren auserwählter Klang war das Ergebnis eines Prozesses, in dem es immer wieder des Abwägens und der Entscheidung bedurfte, um dem Klang die gewünschte Farbe zu verleihen. Die Entscheidung für ein bestimmtes Ergebnis war immer auch die Entscheidung gegen unzählige andere ähnliche Klänge. In dem fertiggestellten Klang spiegelte sich das zum Zeitpunkt der Klang-generierung bestmögliche Ergebnis wider. Der fertiggestellte Klang stellte damit einen bestimmten Wert dar. So wird verständlich, wenn der Keyboarder der Grup-pe Pink Floyd in den 70er Jahren gleich 16 Mini-Moogs sein eigen nannte. Sobald er einen guten Klang gefunden hatte, klebte er die Reglereinstellungen fest und kaufte einen neuen Mini-Moog.1 Die Speicherung von 16 Klängen benötigte Raum, war zudem teuer und ließ sich also nur bis zu einer bestimmten Speicher-größe fortsetzten, da eine über einen bestimmten Rahmen hinausgehende raumbe-anspruchende Speicherung schlicht uneffektiv gewesen wäre. Gleichwohl ließ die Qualität bestimmter Klänge für jenen Keyboarder diesen Aufwand gerechtfertigt erscheinen. Mit der Eliminierung hardwarebedingter Grenzen verändert sich aber auch der Klanggenerierungsprozeß selbst entscheidend. Während zuvor die Veränderung einer Reglereinstellung immer auch die Entscheidung gegen eine gegenwärtige o-der eine andere mögliche implizierte, ist fortan alles auf dem Weg hin zum als bestmöglich befundenen Klang ebenfalls speicherbar. Entscheidungen werden da-mit zum großen Teil aufgeschoben, wenn nicht gar völlig aufgehoben. Die Mög-lichkeit zum „Write?: Yes“, also zur Archivierung, bedingt im Ergebnis eine Ein- 1 Vgl. Dellmann, Gerald/Thewes, Martin: Synthesizer-Handbuch. Augsburg 1986, S 85