MUSIKMASCHINEN 204 UND KLANGFINDUNG formationsaustausch oder Kommunikation versucht wird, gilt zuletzt immer fol-gende explizit noch einmal festzuhaltende Feststellung: Es gibt keine Kanäle, die nicht nicht rauschen. Bei der Übertragung von Nachrichten über Kanäle existiert neben dem eigentlichen Nutzsignal immer ein Störgeräusch, das sogenannte ther-mische Rauschen, „das alle Materien, also auch Widerstände und Transistoren nach einer [...] Boltzmannschen Formel bei Arbeitstemperaturen abstrahlen“.1 Das hat demnach für jede Nachrichtenübertragung Relevanz und ganz selbstre-dend ist auch Musiktechnologie davon betroffen. Auch ein Synthesizer, der die spezifische Nachricht „Klang“ übermittelt, ist ein Nachrichtenkanal und also ein nebengeräuschegenerierendes Instrument. Ziel technischer Entwicklung ist es, auf der einen Seite den unerwünschten Rauschanteil zu minimieren, und auf der ande-ren Seite das eigentliche Nutzsignal zu optimieren. Synthesizer im Digitalzeitalter generieren ihre Klänge auf Softwarebasis, sind also prinzipiell, da die Generierung auf Simulationsbasis und immateriell erfolgt, weniger für Störgeräusche anfällig als analoge Systeme. Aber auch digital erzeugte Klänge rauschen durchaus, wobei die Intensität von verschiedenen Faktoren abhängt: Die Qualität der verwendeten Bausteine spielt zum Beispiel eine wesentliche Rolle, aber auch die Wahl des Klangerzeugungsprinzips entscheidet über Rauschen oder Nichtrauschen. Ein anderes Beispiel: Wird bei der Klanggenerierung auf Signalquellen zurück-gegriffen, die auf Samplebasis erstellt wurden, so ist die Güte des Endklanges nicht zuletzt von der Güte der zugrundegelegten Basissamplewelle abhängig. Rauscht diese, wird auch der Synthesizerklang nicht rauschlos sein. Ob eine Samplewelle rauscht, ist bedingt durch Samplefrequenz und Bit-Zahl.2 Darüber hinaus kennt auch die Digitalität ihr eigenes Rauschen: das Quantisierungsrauschen. Selbst wenn beim Samplen des hier zum Beispiel genommenen Basisklanges ei-nes Synthesizers äußerste Sorgfalt man hat walten lassen, kann das Synthesizersig-nal durchaus rauschbehaftet sein. Dies ist dann vom verwendeten D/A-Wandler und von der Rechenleistung des Prozessors abhängig. Dasselbe gilt für Klangerzeu-gungsprinzipien, die völlig auf externe Schallsignale verzichten und auf rein digita-ler Basis ihre Klänge errechnen. Das Streben von Ingenieurstätigkeit ist also darauf ausgerichtet, zwischen Nutz-signal und Störsignal einen möglichst großen Abstand - der sogenannten Signal- Rausch Abstand - zu erzielen und dies mit wenig kostenintensiven Mitteln. Von Synthesizergeneration zu Synthesizergeneration rauschen diese immer weniger. Was sich vordergründig als Qualitätsmerkmal von Produkten ausweist - ein möglichst geringer Rauschpegel -, zeitigt dabei mitunter durchaus Effekte, die den erzielten Fortschritt relativieren. Am Beispiel des Synthesizers D-70 der Firma Ro-land soll dies erläutert werden. In einem Testbericht der Zeitschrift Keyboards zu jenem Keyboard heißt es: „Die Authentizität der Klänge ist deutlich besser gewor-den; der spezielle, teilweise auch durch technische Unzulänglichkeiten des D-50 1 Kittler, Friedrich: Signal-Rausch-Abstand. In: Gumbrecht, Hans-Ulrich/ Pfeiffer, Karl Ludwig (Hg.): Materialität der Kommunikation, a.a.O., S. 345 2 Vgl. hierzu: Ackermann, Philipp: Computer und Musik, a.a.O., S. 81ff.