MUSIKMASCHINEN 212 UND KLANGFINDUNG wie Samplern durch bewußte Wahl minderer Samplefrequenzen beim Aufnahme-vorgang von Klangsignalen Aliasingeffekte auftreten, welche das Samplesignal verunreinigen. Aber auch dann, wenn als Samplevorlage Klangarchive dienen, die, neben dem abgerufenen Musiksignal, sich selbst deutlich hörbar in ihrer Materiali-tät mitteilen und sich bezeugen. Es fügt sich somit, daß manche Musikproduktion verdächtig knistert und knackt, obwohl die Produktion digital realisiert und neu produziert wurde. Doch trommelt im Hintergrund vielleicht das von einer angegrif-fenen Schallplatte abgesampelte Schlagzeug, wobei das Knistern und Knacken grundsätzlich erwünscht ist, da es zum einen die Aktualität einer Musik durch das in Differenz setzen von reinem Digitalklang und verunreinigtem Klang nur noch unterstreicht, zum anderen aber auch irgendeine Verortung einer Musik - mag sie berechtigt sein oder nicht - ermöglicht. „Das Neueste denkt sich je neuer, je deutli-cher der Plattenschrank des Vaters, längst ausgeräumt, in den Samples zu erkennen ist.“1 Mit der fortschreitenden Reinheit des Klanges geht so einher der Wunsch nach dem Rauschen einer Materialitätenwelt. „Man will wieder die Störung, das Rauschen als das ‘Menschliche’ der Technik erfahren. Der digitale Sound löscht ja alle Spuren der physikalischen Welt. Man kann also formelhaft sagen: Die Voll-kommenheit der neuen Medien provoziert eine Nostalgie des Low-Tech, eine Romantik des Störgeräuschs.“2 1 Diederichsen, Diedrich: Von der Sklaverei über die Identität zur Entropie - and back again? In: Kaiser, Gert/Matejovski, Dirk/Fedrowitz, Jutta (Hg.): Kultur und Technik im 21. Jahrhundert. A.a.O., S. 253 2 Bolz, Norbert: Das kontrollierte Chaos. Düsseldorf/Wien/N.Y./Moskau 1994, S. 281