MUSIKMASCHINEN 214 UND KLANGFINDUNG Differenzlosigkeit ist es also, die die neue Gerätegeneration zumindest bei ko-stengünstigen Synthesizern auszeichnet. Auch wenn kostenträchtigere Systeme noch weitreichende Klanggenerierungsmöglichkeiten anbieten und sich nicht in jeder Konsequenz jenem Standard unterordnen, so sind es doch die massenhaft vertriebenen kostengünstigen GM-Synthesizer und Expander, welche, da sie im Homerecordingbereich fast überall anzutreffen sind und auch aus vielen Studiopro-duktionen nicht mehr wegzudenken sind, Höreinstellungen prägen. Das bedeutet, daß auch teure Systeme zumindest mit jener genormten Klangpalette aufwarten müssen, um Hörerwartungen und Gewohnheiten gerecht werden zu können. Das gleiche gilt für die Klangbelegung. Eine normierte Klangbelegung vereinfacht ganz fraglos das Handling. Sequenzereinstellungen müssen so nicht bei jedem Systemwechsel oder einer Systemergänzung geändert werden bzw. die Klangbelegung muß nicht am Gerät verändert und abgespeichert werden. Nach Erwerb und nach Einschalten stehen Klavierklang und Orgel erwartungs- und gewohnheitsgemäß zur Verfügung. Bleibt allerdings die Frage, warum ein Synthesizer mit weitreichenden Klanggenerierungsmöglichkeiten, mit denen sich interessante und ungewöhnliche Klänge produzieren lassen, überhaupt Standardklänge bereitstellen sollte. Klangkonfektionsware, was Klavierklänge u.ä. sind, verstellt dabei höchstens den Blick auf scheinbar (un)mögliche Klangvirtualitäten. So werden hochwertige Synthesizer teilweise zu reinen ROM-Sample- Playern oder Presetgeräten und damit ihren innewohnenden Virtualitäten nicht gerecht. Die Redundanz ist so schließlich zum Qualitätsmaßstab von Klang erhoben. Um so mehr noch, als daß diese Klangerzeuger nicht nur im reinen Musikbe-reich Anwendung finden, sondern auch in ihren Grenzbereichen; überall dort, wo in irgendeiner Form Musik benutzt wird, etwa bei PCs, die mit GM-Platinen nach-oder von vornherein ausgerüstet sind und bei Computerspielen den musikalischen Background gestalten helfen. Gleiches gilt für Multi-Media-Anwendungen, die auf synthesizergenerierten GM-Klängen basieren. Abschied genommen wird hierbei also von den bescheidenen Klangereignissen vergangener Computergenerationen zugunsten hochwertiger, doch gleichwohl redundanter Konfektionsklangware. Egal, welcher Synthesizer oder welcher Computer benutzt wird, überall werden dem Nutzer ähnliche Klangereignisse begegnen. Sicherlich bietet ein jeder Klang für sich eine erhebliche Variationsbreite, und Klangfarben verschiedener Firmen differieren. Abgesehen von dem Grundklang, der Basissamplewelle, sind das Ein- und Ausschwingverhalten oder auch das Dy-namikverhalten für die Klangcharakteristik maßgeblich mit entscheidend. Es bieten sich grundsätzlich auch hier noch weitreichende Differenzierungsmöglichkeiten und damit auch potentielle Klangunterschiede zwischen Gerätetypen unterschiedli-cher Hersteller. Um diese Klangunterschiede auch noch auszuräumen, arbeitet die MMA (MIDI Manufacturers Association) „zur Zeit an einer Tabelle mit Envelope- , Velocity- und Volume-Werten für jeden einzelnen Sound, um dieses komplexe Feld ebenfalls zu standardisieren. Allerdings gehen natürlich immer mehr Nuancen verloren, die einzelne Hersteller voneinander unterscheiden - der Preis der Simpli-