KONFEKTIONS-KLANG-WARE 215 fizierung.“1 Das bislang Beschriebene fügt sich schließlich zu der Gesamtaussage von Gerald Dellmann: „[I]rgendetwas vermisse ich an den aktuellen Klangerzeu-gern doch, wenn sich das Produkt des Herstellers A von dem des Herstellers B manchmal nur noch in der Typenbezeichnung unterscheidet. Vielleicht am tref-fendsten hat es einmal der Patron eines Synthesizerstudios formuliert: ‘Die heuti-gen Synthesizer sind irgendwie nicht sexy.’“2 In der Masse von fraglos erstklassigen Klängen, die Synthesizer heute bieten, ist die Frage nach dem einzelnen instrumententypischen Klang nicht mehr relevant, eben weil der materiebedingte informationsgenerierende Übertragungswiderstand aufgrund immer besserer Bausteine und schnellerer Verarbeitungsgeschwindigkei-ten immer weniger zum Tragen kommt und sich schließlich überhaupt nicht mehr bemerkbar macht. Gerätespezifische Charakteristika, sofern sie noch gegeben sind, werden kurz nach ihrer Qualifizierung in andere Geräte implementiert oder gleich von Anwendern gesampelt und damit der Gleich-Gültigkeit überstellt. „[A]uch elektronische Instrumente klingen mitnichten gleich“,3 schreiben Christina Perin-cioli und Cillie Rentmeister ganz richtig, doch - und das mag nun nicht mehr er-staunen - in Ergänzung jener Aussage ist zu konstatieren: Sie klingen einander immer ähnlicher. Als Folge einer fehlenden Widerständigkeit von Hardware, was die Minimierung systembedingter Einschränkungen meint, und eines Übermaßes an gleich-gültigen Klängen ist die Angleichung der unterschiedlichsten Synthesizer an eine schon als medientechnischer Imperativ zu klassifizierende Klangnorm zu sehen, in dem Sinne, daß bestimmten Klangerwartungen Rechnung getragen wird und Klangbelegungen sich an dieser Klangerwartung orientieren. So haben die Speicherplätze 0 - 127, obwohl bei den meisten Synthesegeräten als RAM-Speicherplätze ausgelegt, mitunter eher ROM- und Presetcharakter. Das Rauschen der Kanäle ist es letztendlich gewesen, das Klangqualität determi-nierte. Nahezu rauschlose, ihre Materialität verleugnende Klangereignisse generie-ren nur noch Ähnlichkeiten und Redundanz, was Klangerzeugern ihre Anzie-hungskraft nimmt und sie eben nicht mehr „sexy“ erscheinen läßt. Und Standardi-sierungen, welche Klangbelegungen, -editierung und manches andere darüber Hin-ausgehende normieren, lassen die Anziehungskraft moderner Synthesemaschinen weiter schwinden. 1 Ebd., S. 40 2 Dellmann, Gerald: Im Editorial der Keyboards Ausgabe 3/93 3 Perincioli, Christina/Rentmeister, Cillie: Computer und Kreativität, a.a.O., S. 193