VON DER EINSCHREIBUNG ZUR NEUSCHREIBUNG 220 DER MUSIK verseberechnungen, Schneidefunktionen, Timestretching u.ä. beeinflußt zu wer-den. 1 Eine Gerätekategorie, die die Vorteile von DAT-Recordern und Samplern weit-gehend in sich vereint, ist in den seit 1988 vertriebenen Hard-Disk-Recording- Systemen oder (zu deutsch) in den Festplattenaufzeichnungssystemen zu sehen: Sie bieten weitreichende Manipulationsmöglichkeiten in Kombination mit einem großzügig ausgestatteten Massenspeicher. Das Sampling ist eine Transformation analoger Signale in diskrete Zeichen. Diskrete Datenmengen - so ließe sich die These aufstellen - bezeugen, indem sie auf analogen Klangereignissen gründen, deren vergangene Existenz und können als der Vergangenheit entnommene und diese bezeugende historische Dokumente gewichtet werden. Schon die Möglichkeiten zur nachträglichen Manipulation an dem Datenmaterial lassen aber Zweifel an der These aufkommen, daß das wieder zu Gehör Gebrachte noch in irgendeinem Bezug zu einem analogen Ereignis steht, daß also noch irgendein Repräsentationsbezug existiert. Vollends verliert die An-nahme eines Repräsentationsgefüges dort ihre Grundlage und Plausibilität, wo dis-krete Daten auch ohne vorherige A/D-Wandlung zur Verfügung gestellt sind, das analoge Signal nach einer D/A-Wandlung also in keiner Hinsicht mehr auf ein ana-loges Vorbild deuten kann, da es seine Existenz einzig der Diskretheit von Algo-rithmen verdankt. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung von Musikinstrumenten und Peri-pheriegeräten darf eine solche ausschließliche D/A-Wandlung ohne analogen Ver-gangenheitsbezug erwartet werden. Wo unterschiedliche Geräte auf digitaler Ebene operieren, kann auch der Austausch von Daten untereinander digital organisiert werden. Und Sampling hieße dann nicht mehr ausschließlich, Digitalisieren analo-ger Signale, sondern darüber hinaus Datenübertragung diskreter Einheiten mittels „One Way“- oder „Handshake“-Kommunikation. Für die meisten Musiksysteme wie Synthesizer, Sampler, Mischpulte, Effektgeräte und andere Peripherie- und Aufzeichnungsgeräte ist das Gesagte zum Teil schon medientechnisch realisiert. Das läßt also eine andere Aufzeichnungsmöglichkeit ins Blickfeld geraten: Es ist fortan zum Zwecke einer Aufnahme und zur Speicherung eine Umwandlung eines beispielsweise von einem Synthesizer generierten Datenstroms in eine analoge elektrische Spannung oder in ein akustisches Schallsignal nicht mehr zwingend notwendig, sofern alle bei einer Aufnahme beteiligten Gerätetypen auf einer digita-len Ebene miteinander zu kommunizieren verstehen. „Es ist geradezu widersinnig, daß die Klänge der Digital-Synthesizer in analoge Signale rückgewandelt werden, um dann wieder mehrmals analog-digital-analog gewandelt diverse Signalprozes-soren zu durchlaufen und schließlich im digitalen Format auf einer DAT-Kassette zu landen.“2 Was es dazu noch braucht, sind die entsprechenden Schnittstellen, die die ein- 1 Während Synthesizer einen Klang aus unterschiedlichen Bauteilen zusammensetzen, ist mit dem Samplingvorgang die Klanggenerierung im Grunde abgeschlossen, und die Klangprobe bleibt dominierendes Element im weiteren Processing. 2 Fischer, Nirto Karsten: Das digitale Studio. In: Keys, Heft 1/91, S. 69