Verknüpfte Allgegenwart Wo in einem Musiknetzwerk alle Systemkomponenten digital ausgelegt sind, ist eine Musik denkbar, welche erst beim Empfänger den Kreislauf des Digitalen durchbricht und dort durch Digital/Analog-Wandlung zum ersten Mal analoges Schallereignis wird. Durch diese Erstwandlung beim Rezipienten von Musik ist of-fensichtlich geworden, daß eine solche zu Schall gewandelte Musik keine reprodu-zierte, sondern eben „Original“-Musik - im Moment des Auslesens der Daten her-gestellte Musik - sein muß, denn ein analoges Schallereignis war nie zuvor exis-tent. Das Gesagte gilt für alle computerrealisierte Musik, ganz gleichgültig, welchen Ursprunges die Daten auch immer sind. Der/die virtuelle Klang/Musik realisiert sich im Moment seiner Vergegenwärtigung und das bedeutet nichts anderes, als daß der Klang/die Musik bei der Wandlung erst entsteht respektive hergestellt wird. Digitale Ereignisse spiegeln keine Materialitätenereignisse, auch dann nicht, wenn ihre Existenz als Zahlenereignis im Ursprung darauf gründet, denn um ihren Ursprung kann man ja nicht mit Gewißheit wissen, und so ist mit einem jedem Versuch, einen Klang an einen originären Ursprung - an ein intonierendes materi-elles Instrument etc. - zu verweisen, lediglich die Virtualität einer Klangentstehung angegeben. Die Gewißheit, eine Klangentstehung bezeugen zu können, indem die-ser in seiner Charakteristik einem Instrumentenkörper seine Referenz beweist, schwindet mit wachsender Processorleistung und Softwareoptimierung mit zu-nehmenden Maße, da das klanggenerierende Instrument im Klang immer weniger präsent ist. Eine infolge besserer Signalverarbeitung bewirkte Entleerung des signalverar-beitenden Körpers schreibt nicht mehr seine eigene Klanggeschichte und kann in-folgedessen im Bewußtsein des Rezipienten auch nicht mehr jene ehedem unver-meidlich die Körperwelt des Instrumentes zeichnende Klangspur aufzeigen. Das will heißen, wo in Wirklichkeit das Instrument Sampler im Zusammenspiel mit einem schnittstellenkompetenten Handwerker simulierte Klangwelten entste-hen läßt, kann im Bewußtsein der rezipierenden Instanz beim Hören jener Klang-welten ein anderes Instrument erinnert sein. Folglich läßt ein gesampelter Streich-erklang beispielsweise so an eine Geige oder gar an ein ganzes Streicherensemble erinnern, obwohl tatsächlich ein schlichter Akkord auf einem Tastenfeld Ursache für jenes Ergebnis war. Oder: Der bei Sampleanwendungen so beliebte Orchester-abschlag suggeriert dem Hörer ein von zahlreichen Menschenhänden gespieltes Fortissimo, wo eine einfache Ein-Fingertechnik statthatte. Ein Fingerdruck auf der Klaviatur eines Samplekeyboards genügt, und das aus-gelöste Sample erklingt so, wie das nunmehr gesampelte Klangereignis zum Zeit-punkt der Aufnahme von einem Musiker mit Hilfe seines Instrumentes intoniert worden ist. Die Ununterscheidbarkeit nun zwischen einem gesampelten und einem real erklingenden Klang macht die Klänge füreinander gleichgültig. Es sind beides je gegenwärtige, im Moment des Erklingens produzierte Ereignisse und damit nicht mehr der eine (der Sampleklang) die Aktualisierung des anderen (des Instru-