MEDIENKOMPETENZ UND REFLEXIONSVERMÖGEN 323 setzen, diesen in Differenz zu setzen mit eigenen Formideen durch Konstruktion derselben und dadurch explizites subjektabhängiges Erkennen. Ein solches Vorge-hen hieße dann natürlich, Abschied zu nehmen von der Idee einer einzig gültigen Erkenntnis, die es zu vermitteln gälte und das Akzeptieren von und Auseinander-setzen mit subjektdependenten Meinungen, welche lediglich noch nach ihrer Plau-sibilität oder besser: nach ihrem „Passen“, aber nicht mehr nach ihrer „Wahrhaf-tigkeit“ befragt werden würden. Damit nun wäre wieder auf die weiteren diese Arbeit begleitende Theorien - Systemtheorie und Radikaler Konstruktivismus - aufmerksam gemacht, welche im folgenden, im Zusammenklang mit der Medientheorie, die musikpädagogisch ent-worfenen Zielsetzungen maßgeblich bestimmen werden. Dabei wird immer wieder im Kernpunkt der Auseinandersetzung stehen, nicht allein den Computer auf den Spezialfall Musikunterricht hin anzudenken, sondern vielmehr darüber hinaus, da der Computer das unsere Gesellschaft bestimmende Medium ist, das Angedachte auch auf Gesellschaft im Gesamten zu übertragen und folglich nachzufragen, wie Gesellschaft im Ganzen durch jenes neue Medium dem Wandel unterworfen ist. Ferner wird es darauf ankommen, jenes entwickelte Gedankengut mit den Kernthe-sen von Systemtheorie und Radikalem Konstruktivismus so zu koppeln und zu verwenden, daß für SchülerInnen präzise herausgestellt ist, was unser Sein in der Welt bestimmt: „Das Erkennen hat es mit einer unbekannt bleibenden Außenwelt zu tun, und es muß folglich lernen, zu sehen, daß es nicht sehen kann, was es nicht sehen kann“1, was eben Folge ist, daß die Außenwelt für jeden von uns kognitiv unzugänglich bleibt. Das Gesagte hat schlußendlich natürlich auch Folgen für Wissen im allgemeinen und für Strategien zur Vermittlung desselben, denn wenn auf einmal Zugangswei-sen zur Umwelt als konstruiert anerkannt sind und neue Umgangsweisen mit allem Dargebotenen gepflegt sind, sind auch Wissensstände zu hinterfragen. Dieses kann im folgenden nur in Umrissen angedacht werden. Ein Entwurf im Detail kann an dieser Stelle nicht mehr erfolgen. Anliegen wäre, einen solchen - auf der Grundla-ge des hier Erarbeiteten - zu einem späteren Zeitpunkt in einer Folgearbeit nachzu-reichen. Manches bleibt daher bewußt abstrakt, gleichwohl der Bezug zur Praxis in Ansätzen immer wieder gesucht wird. 1 Luhmann, Niklas: Das Erkenntnisprogramm des Konstruktivismus und die unbekannt bleibende Realität. In: Ders.: Soziologische Aufklärung 5, a.a.O., S., 33