VON DER IN PRAXIS GEWANDTEN 340 MEDIENTHEORIE und ist es für viele PädagogInnen vielfach auch, mit Medien aus dem persönlichen Besitz zu arbeiten, was wiederum nur ein beschränktes Arbeiten zuläßt, da mehr als ein Medienarbeitsplatz kaum zu erwarten ist. Die beschriebenen Probleme füh-ren aber vielerorts auch ganz einfach dazu, schlicht Verzicht zu üben. Verzicht üben heißt mancherorts zugleich, daß PädagogInnen grundsätzlich die Auseinandersetzung mit den neuen Technologien scheuen, so daß nicht nur Unter-richt unter Ausklammerung derselben gestaltet wird, sondern auch im persönlichen Bereich neue Technologie keinerlei Berücksichtigung erfährt. Wo solchermaßen verfahren wird, wäre - selbst wenn man ohne fächerübergreifend mediale Wirkun-gen diskutieren wollte und nur bezug genommen wäre auf das Fach Musik - aktu-elle oder auch neue Musik kaum mehr ernsthaft zum Unterrichtsgegenstand zu er-heben, denn um die Ästhetik einer Musik zu wissen, braucht es auch das Wissen um die Produktionsbedingungen, um die Möglichkeiten neuer Technologie, und es ist Rainer Wehinger zuzustimmen, der sagt: „Ein Musiklehrer ohne Wissen um diese Ausdrucksmittel ist für die Schüler keine ernstzunehmende Instanz mehr, al-ternative Musikauffassungen zu vermitteln.“1 Verzicht zu üben kann also als Ausweg nicht dienlich sein, und so wollen Wege andiskutiert und gesucht werden, welche Berührungsängste minimieren und trotz-dem dem Medium gerecht werden. Musikpädagogik als eine in Praxis gewandte Medientheorie steht bei ihrer Rea-lisierung vor nicht unerheblichen Problemen. Und solche Hürden müssen mitbe-dacht und so weit als möglich ausgeräumt sein, wenn einerseits Medientheorie für unverzichtbar gehalten wird andererseits nicht bloß ein theoretisch vermitteltes Konstrukt bleiben soll, was SchülerInnen kaum einsichtig zu vermitteln wäre. Der Medieneinsatz an der Schule muß sich - so weit als möglich - unabhängig von allen den Markt erschütternden Innovationsschüben machen. Das kann bis zu einem bestimmten Grade gelingen, und so werden die folgenden Ausführungen auch an einigen Stellen darauf aufmerksam machen, wo und wie Unabhängigkeit von technischen Umwälzungen erzielt werden kann. Bis zu einem bestimmten Grade heißt aber auch: völlig ablösbar von technischen Neuerungen ist Unterricht nicht. Davon sind auch die folgenden Ausführungen berührt. Es wird einerseits versucht, Realitätssinn zu wahren und Rücksicht zu nehmen auf die medientechni-schen Gegebenheiten an Schulen, andererseits allerdings das Wünschenswerte ei-nes Unterrichtes zu bedenken, was nicht der Utopie das Wort redet, sondern von Bedingungen ausgeht, wie sie im Einzelfall an Schulen durchaus vorzufinden sind. Grundsätzlich werden aber weder konkrete Vorschläge zur Anschaffung be-stimmter Medien gemacht, welche für Unterrichtsvorhaben für notwendig erachtet werden, noch werden explizite auf ganz bestimmte Einzelmedien hin angestellte Unterrichtsentwürfe dargestellt. Solches wird in Zeitschriften wie Büchern im aus-reichenden Maße beschrieben, hat zum Teil ganz fraglos seine Berechtigung, zeichnet sich aber - mit Verlaub - allzu häufig auch dadurch aus, daß bei Druckle-gung vieles sich zum großen Teil entweder schon überflüssig gemacht hat, weil die 1 Rainer Wehinger im Gespräch mit Michael Harenberg. In: Harenberg, Michael: Neue Musik durch neue Technik? A.a.O., S. 148