Von der zweiten Natur „[W]enn also unser Bewußtsein, unsere Empfindungswelt, unsere sozialen Bezie-hungen schon weitgehend ‘maschinisiert’ sind, dann erscheint die Diskussion um die mutmaßlichen psychosozialen Auswirkun-gen der Neuen Technologien in einem an-deren Licht; dann hat die Befürchtung, daß etwa Lernmaschinen uns ihren Stempel aufdrücken könnten, ein (relativ!) geringe-res Gewicht; dann könnten wir den Spieß sogar umdrehen. Die Frage, ‘Wie verän-dern die neuen Technologien die Schule, das Lernen?’, wäre zu ersetzen durch die andere: ‘Wie können wir mit den Neuen Technologien die Schule, das Lernen ver-ändern?’ - Statt uns auf ‘Auswirkungen’ zu kaprizieren, die die Logik der eindimensi-onalen Zwangsläufigkeit schon in sich auf-nehmen, hätten wir unsere Aufmerksam-keit der Frage zu widmen, ob und wie Computer und Neue Medien nicht auch ein Hilfsmittel sein könnten, verkrustete Struk-turen in Erziehung und Unterricht aufzu-brechen, (anstatt sie noch zu verfesti-gen!).“ 1 Das Material der Musik - der Klang - existiert einzig als immaterielles zeitliches Phänomen. Aufgrund der fehlenden Stofflichkeit sind daher in der Musik Selbst-entwürfe zu leisten, wie es anderen Bereichen unmöglich ist. In der immateriellen digitalen Welt des Computers sind Klänge entworfen, die die analoge Welt mit immateriellen Klang-Phänomenen anreichern. Vom Klangentwurf bis zur erklin-genden Gestalt sind alle Schritte ohne größere Probleme zu vollziehen.2 So kann die Musik, ohne größere Materialitätenprobleme bewältigen zu müssen, SchülerIn-nen Wege zur aktiven Gestaltungsarbeit aufzeigen. 1 Binder, Hartmut: Neue Medien und moderne Technologien: psychosoziale Auswir-kungen in pädagogischer Perspektive. In: Bundeszentrale für politische Bildung (Hg.): Computer in der Schule. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 246. Bonn 1986, S. 71f. 2 Ein beispielsweise mit Hilfe von CAD von SchülerInnen entworfenes Au-to/ Kunstobjekt oder was auch immer zeigt zwar den Weg von der Entwicklung bis zu einem Endprodukt an, doch dürfte dieser Weg in den seltensten Fällen bis zur endgül-tigen Konkretion beschritten sein, da die Umsetzung an der (Kosten verursachenden) Stofflichkeit eines zur Realisierung anstehenden Produkts wohl in den meisten Fällen scheitern dürfte.