VON DER IN PRAXIS GEWANDTEN 354 MEDIENTHEORIE gleichermaßen das für den „Computer als Medium“ Gesagte, daß die in einer Ge-sellschaft bestimmenden Leitmedien das Gesicht derselben maßgeblich mitprägen, also auch das aus einem gesellschaftlichem Umfeld heraus geborene Kulturgut von den medialen Voraussetzungen bestimmt ist, indem sie Denken präformieren. Aus diesem Netzwerk von Beziehungen heraus wäre der Versuch zu machen, die Mu-sik zu ergründen. Wo Bewußtsein und Medien sich in sich gegenseitig bedingenden Feedback-schleifen verknüpfen, kann überkommenes Wissen nicht mehr in der Form Schü-lerInnen an die Hand gegeben werden, daß bestimmte musikrelevante Leistungen adressiert sind an singuläre Persönlichkeiten. In Komponisten den Ort der Entste-hung von Werken zu vermuten, welche infolge einer ihnen gegebenen, nicht zu er-gründenden Genialität Außergewöhnliches zu leisten imstande gewesen wären, ist daher fortan kaum mehr vernünftig zu begründen. Das Subjekt als Ort von Genie hätte dann ausgedient, und an die Stelle eines kohärenten Lebenswerkes von Künstlern träte „eine Fülle von Ereignissen im Raum des Diskurses im allgemei-nen“ 1, die je für sich das einzelne Werk darstellen. Zu entflechtende Rückkopp-lungsgeflechte träten an die Stelle des Genies, das also auch und gerade rückge-koppelt mit den medientechnischen Gegebenheiten ist. Nicht das „Was“ einer Mu-sik im Sinne von: was bedeutet diese, sondern das „Wie“ einer Musik im Sinne von: wie ist jene entstanden, ist entscheidend für einen Musikunterricht im Sinne des hier vertretenen ästhetischen Gedankens. In der Gegenüberstellung zweier Kontextwelten - der der SchülerInnen sowie der des Komponisten - wird das Bild einer Musik in zwei Bedeutungshorizonten aufgezeigt, dabei das „Eigenleben“ derselben kenntlich gemacht, indem es als ein je aus der Subjektposition heraus entworfenes erkannt ist. 1 Foucault, Michel: Archäologie des Wissens, a.a.O., S. 41