Das digitale Alphabet „Informatikunterricht ist ein wichtiges Mit-tel zur Entmythisierung und Entmystifizie-rung der Computer. Er ist freilich zunächst vor allem für die Lehrer nützlich, damit sie wissen, was das ist und womit ihre unter-nehmendsten Schüler schon umgehen, und wie banal die Prozesse und wie groß die Effekte sind.“1 Um den Anspruch nach Medienkompetenz zu erfüllen und zuletzt die angespro-chenen Zugriffskompetenzen zu erzielen, bedarf es, über die reine Anwendung von Software hinaus, auch des Wissens um computerinterne Prozesse. Das umfaßt ne-ben der Vermittlung des Wissens um den Aufbau der Computerhierarchie, auch die Vermittlung elementarer programmatischer Fertigkeiten, denn wie der Musikpäda-goge Wolfgang Martin Stroh oder auch der Künstler Herbert W. Franke einmütig erklären, ist ja das ausschließliche Arbeiten mit Programmen stark vom Program-mierer vorgeprägt und bleibt beschränkt, wie komplex die Programme auch sein mögen (vgl. Abschnitt Künstlerlebenswelten). Henning Freiberg formuliert: „Wer nur den Computer bedient, wird sein Diener.“2 Um einem Diener-Dasein vorzu-beugen, bedarf es der Hinwendung zum digitalen Alphabet, was nach einem Selbstzitat aus dieser Arbeit zur Folge hat: SchülerInnen müssen in einem be-stimmten Umfang Computerprogramme schreiben lernen. „Dabei wird zum einen das Verständnis für das Medium Computer geschärft, zum anderen die Auseinan-dersetzung mit der in Algorithmen umzuformulierenden Sache vertieft und weiter, die Möglichkeit zum kreativen und experimentellen Gestalten durch den kompe-tenten Eintritt in das Universum des Alles (1) oder Nichts (0) erheblich gefördert und erweitert.“ Um erste programmatische Kenntnisse zu erwerben, braucht es nun gleicherma-ßen nicht modernste Computertechnologie, sondern überhaupt erst einmal die Möglichkeit, digital zu schreiben. Dazu läßt sich also ohne weiteres jede vorhan-dene Computergeneration heranziehen, egal welchen Alters diese auch ist. Um dies konkreter zu fassen: Als eine denkbare Unterrichtssequenz für einen programmatischen Ansatz sei folgende umrißhaft angegeben, für die als Hard-warevoraussetzungen einzig ein Computer plus MIDI-Schnittstelle sowie ein x-beliebiger MIDI-fähiger Synthesizer zur Verfügung stehen müßten. Aufgabe der 1 von Hentig, Hartmut: Das allmähliche Verschwinden der Wirklichkeit. Mün-chen/ Wien 31987, S. 96 2 Freiberg, Henning: Der Beitrag des Faches Kunst zur Medienpädagogik in einer durch neue Informations- und Kommunikationstechniken geprägten Zeit - Medienpädagogi-sches Handeln im Fach Kunst mit dem Computer. In: Schill, Wolfgang/Tudloziecki, Gerhard/Wagner, Wolf-Rüdiger (Hg.): Medienpädagogisches Handeln in der Schule, a.a.O., S. 226