Schnittstellenkommunikationen „[D]ie durch Computer hervorgerufene Reduzierung von Kommunikation auf Tas-tatur und Bildschirm [wird durch VR] wie-der rückgängig gemacht ‘und Kommunika-tion auf das menschliche Normalmaß an-gehoben.’ [...] VR ist eine interdisziplinäre Technik, die im wesentlichen darin besteht, die ‘Mensch-Maschine-Schnittstelle’ zu erweitern. [...] Dabei spielen ‘Zeigen’ und ‘Deuten’, zwei wesentliche Gesten des Menschen, eine entscheidende Rolle.“1 Neue Medienbedingungen führen zu neuen Kommunikationsbedingungen. Nicht mehr die unmittelbare Kommunikation steht im Vordergrund, sondern Kommuni-kation wird im Zeitalter des Computers bestimmt durch dessen Schnittstelle - dem Interface. Gerade das Fach Musik ist im besonderen dazu aufgerufen, Möglichkei-ten der Schnittstellenkommunikation im Unterricht aufzuzeigen wie einzuüben, be-sonders weil die Musik von einer Vielfalt von Computer-Schnittstellen beherrscht ist, die über das übliche, von anderen Bereichen her bekannte Maß hinausgeht. Musik bietet nicht nur dabei den tätigen Umgang mit den verschiedenen Schnitt-stellen an (numerisch- oder graphisch-orientierte Bildschirme, Tastaturen jeglicher Art und Güte, Sensoren, midifizierte Instrumente aller Art), sondern die Wahl der Schnittstellenkommunikation schlägt sich darüber hinaus im musikalischen Ergeb-nis nieder. Die jeweilige Schnittstellenkommunikation ist dabei also gleichsam als konkret hörbares Erlebnis erfahrbar. Daß mit der jeweiligen Kommunikationsstruktur nicht nur eine neue Form der Kommunikation eingeführt ist, sondern ein grundsätzlich anderes Verhältnis zwi-schen Kommunikationspartnern statthat, ist mit der Umkehrung der Verhältnisse des Nahen und Fernen ausgedrückt, und dies will auch in der Musik thematisiert sein. Musizieren heißt nun einmal in weiten Bereichen, allein mit dem Computer zu interagieren, dabei die Musik als Datenpaket zu begreifen und damit spielerisch zu kalkulieren, oder aber auch an Datenschnittstellen zu verharren und dabei doch zum Zwecke der musikalischen Begegnung mit (nahezu) Lichtgeschwindigkeit in die Ferne zu rasen. Das Computerinterface ist - das ist aus der Unterrichtswirklich-keit einfach nicht mehr auszublenden - zur Begegnungsstätte und zum Fenster der Welt geworden und hat dabei einem „Rasenden Stillstand“ Vorschub geleistet. So-zialer Wandel in einer vernetzten Gesellschaft hat im persönlichen Stillstand seine Voraussetzung und ist Ausdruck desselben. Gerade wenn jenen Stillstandsbestrebungen mit Argwohn begegnet wird - und 1 Eichhorn, Erik: Virtuelle Realität - Medientechnologie der Zukunft? In: Bollmann, Stefan (Hg.): Kursbuch Neue Medien, a.a.O., S. 211. Eichhorn zitiert hier Bertram Anderer. VR= Virtual Reality