SCHNITTSTELLENKOMMUNIKATION 363 es gibt gute Gründe dafür1 - bedarf es einer Auseinandersetzung damit. Verzicht zu üben hieße obendrein lediglich, sich auch jener Möglichkeiten der Schnittstellen-kommunikation zu berauben, welche neben einem fraglos unaufhaltsamen „Rasen-den Stillstand“ einen anderen Umgang erlauben. Schließlich, auch das ist zu be-denken, ist mit dem Aufkommen Neuer Technologien nicht die Regression des Körpers zwangsläufig mitgesetzt. Konkret würde dies auf eine Schnittstellenkom-munikation hinauslaufen, die Bewegung im umfassenden Maße verheißt. Eine sol-che findet abschließend deshalb noch einmal ausdrücklich Erwähnung, weil im all-gemeinen mit Computerinteraktion und Schnittstellenkommunikation notorische Bewegungslosigkeit verbunden wird. Daß dies nicht unbedingt der Fall sein muß, ist ausführlich angesprochen worden (vgl. Abschnitt Software(Im)Materialien o-der: Vom Instrumentenkörper zum Körperinstrument). „Brain und Body“ heißt ein Konzept, das im Bereich der Musikkörperperformance entwickelt wurde, compu-tergesteuert ist und für das W.M. Stroh Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Mu-sikpädagogik sieht. „Die Darstellung des Körpers in der Performance führte auf seiten des Computers dazu, daß mittels Sensoren auf einer ‘Stepplatte’ die Bewe-gungen abgegriffen und musikalisch ‘verrechnet’ wurden.“2 „Brain“ bezieht sich dabei auf den Computer als Steuerinstrument, Synthesizer als Klangquelle und auf weitere für eine Realisation notwendige Technik. Im „Body“ vereint sich Instru-mentalspiel, Gesang, Improvisation sowie Körperdarstellung. Computersysteme wie das hier dokumentierte ließen also auch gänzlich neue Erfahrungen machen, denn den Körper als Körperinstrument zu begreifen, mit dem auch auf den Körper wieder rückwirkende Klangwelten entworfen zu werden vermögen, ist in diesem umfassenden Maße nur mit Hilfe von Technik zu verwirklichen. Im wahrsten Sin-ne des Wortes wäre hier der Körper als ein immer wieder neu zu begreifendes und zu bespielendes Instrument zu erfahren. Damit sind andere Körpererfahrenswelten nicht ausgeschlossen, aber um eine neue Möglichkeit ergänzt. So wäre von einer abstrakten Ebene, auf der Zielvorgaben formuliert wurden, ohne konkrete Umsetzungsvorschläge gemacht zu haben, zurückgekehrt auf den konkreten Einsatz von Technologie im Unterricht. Damit ist aber zugleich zurück-gekehrt auf das zu Beginn dieses Kapitels beklagte Dilemma. Eine solche Techno-logie, wie die zuletzt angesprochene, kostet Geld, und es wäre wohl - bei einer Umsetzung - dem Erfindungsreichtum des Lehrpersonals im Erschließen von Geldquellen respektive dem handwerklich/technischen Geschick von PädagogIn-nen wie SchülerInnen gleichermaßen überlassen, wo solches bis zur Verwirkli-chung reift. 1 Zu erinnern sei noch einmal an die japanische „otaku“-Generation 2 Stroh, Wolfgang Martin: JBPK 2000. In: Lugert, Wulf Dieter/Schütz, Volker (Hg.): Aspekte gegenwärtiger Musikpädagogik. Stuttgart 1991, S. 222