VON DER PROGRAMMAUTONOMIE ZUM AUTONOMEN HANDELN 371 etwas steht, wie darauf Zugriff zu nehmen ist, und wie das in Zugriff Genommene konstruktiv mit anderen Wissensfragmenten zu verknüpfen, also aktiv zu verwer-ten ist, wird als Fähigkeit wichtiger zu vermitteln sein, als SchülerInnen ohnehin nur in geringen Mengen aufzunehmendes und dabei fragmentiertes aufgearbeitetes Wissen zu internalisieren. Es wäre schließlich mit Jean-François Lyotard zu formu-lieren: „Die Öffentlichkeit müßte freien Zugang zu den Speichern und Datenban-ken erhalten.“1 Denn nur so läßt sich jene von Vilém Flusser zum Ziel gesetzte demokratischere Gesellschaft erreichen. Zugriff nehmen heißt dabei immer auch, programmatische Kenntnisse erworben zu haben, die kommerzielle Programmangebote auf seine Leistungen hin überprü-fen wie auch Bedenken anmelden lassen; das heißt infolgedessen also auch, selbst programmatisch tätig werden zu können, was Anwender dann nicht schlicht auf eintrainierte Befehlsabläufe nach Handbuchangabe fixiert, sondern auch unge-wöhnliche kreative Fähigkeiten entwickeln und eigene Wege gehen läßt. Zugriff nehmen bedeutet im besonderen auch, das Wissen um die Netzwerke, das Bewegen in ihnen, das Knüpfen und Pflegen von Netzwerkbeziehungen. Die „Datenautobahn“ - bislang eher noch verbales Konstrukt - will bei Inbetriebnahme von kompetenten Daten-Usern befahren sein. Wenn dieses Befahren nicht in der Schule gelernt wird, bleibt das Datenreisen einigen wenigen vorbehalten und in ei-ner Gesellschaft, die sich als Informationsgesellschaft versteht, in der Information wichtigstes Gut wie Ware ist, würde dies weiterhin in weiten Teilen nicht den hier propagierten Aktivkonsumenten sehen, sondern in der Masse passiv Rezipierende, die glauben, aktiv tätig zu sein und dabei von wesentlichen Gestaltungsprozessen in der Gesellschaft ausgeschlossen sind. CD-ROMs, die eingeschränkten Zugriff erlauben, deuten schon in diese Richtung. Wesentlich ist aber nicht das Herumspie-len mit vorgegebenen Möglichkeiten auf Festspeichern, sondern das Gestalten der Festspeicher bzw. das Aufzeigen wie sich in „Datenautobahnen“ eingefädelt und dort manövriert werden kann, um RAM-Speicher füllende Entscheidungen zu täti-gen, auf die andere Zugriff haben. onstechnik-Führerschein“, der notwendig wäre, um sich kritisch und bewußt mit den neuen Technologien auseinandersetzen zu können. 1 Lyotard, Jean-François: Das postmoderne Wissen, a.a.O., S. 192