„‘Wohin reitest du, Herr?’ ‘Ich weiß es nicht’, sagte ich, ‘nur weg von hier, nur weg von hier. Immerfort weg von hier, nur so kann ich mein Ziel erreichen.’ ‘Du kennst also dein Ziel?’ fragte er. ‘Ja’, ant-wortete ich, ‘ich sagte es doch: >Weg-von- hier<, das ist mein Ziel.’“1 Ausgangspunkt dieser Arbeit war, die neuen Technologien auf ihre Relevanz für den Musikunterricht hin zu untersuchen. Dabei wurde die These vertreten, daß es nicht Sinn machen kann, die neuen Medien in schlichter Fortführung bestehender Technologie zu betrachten, auf die dann vorhandene Unterrichtskonzepte - wo dies angemessen und von Vorteil für den Unterrichtsgegenstand zu sein scheint - ein-fach übertragen werden können. Vielmehr wurde unterstrichen, daß bevor über-haupt die Entwicklung oder Übertragung von Unterrichtskonzepten ansteht, neue Technologie selbst der Überprüfung unterzogen werden muß. Konkreter: Sie will auf ihre medienimmanenten Botschaften untersucht werden. Denn erst das Wissen um die spezifische Qualität von Technologie läßt unterrichtsrelevante Konzepte entwickeln. Das gründet in der Annahme, daß eine einseitige Qualifizierung von Technolo-gie von seiten eines Anwenders nicht denkbar ist, sondern Technologie sich als dem Anwender sich mitteilende Instanz präsentiert. Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine verläuft nicht einseitig - linear -, sondern es ist eine wech-selseitige, nicht-lineare. Das nennt sich dann auch Kybernetik. Solche wechselsei-tigen Prozesse aufzuzeigen, ist das Anliegen einer Medientheorie, wie sie hier zur Grundlage der Arbeit gemacht wurde. Da in der Musikwissenschaft/-pädagogik keine nennenswerten medientheoretischen Untersuchungen vorliegen, welche Auf-schlußüber das Wirken neuer Technologie gegeben hätten, war das Arbeitsvorha-ben in weiten Strecken vorstrukturiert, und das hieß: Musiktechnologie wollte auf ihre immanenten Qualitäten untersucht sein, was mit Rückgriff auf relevante Lite-ratur aus anderen Wissensbereichen zu leisten versucht wurde. Wo spezifische Rückkopplungsgeflechte unterstellt sind, obendrein das Medium Computer nur als operational geschlossenes System universal zu nutzen ist, war es unverzichtbar, begleitende Theorien zur Plausibilisierung oder auch „Unterfüt-terung“ des Dargestellten heranzuziehen, die zentral mit jenen Begrifflichkeiten operieren. Konkret: Systemtheorie und Radikaler Konstruktivismus leisteten als mitlaufende Theorien wertvolle Dienste zur Aufarbeitung des gestellten Problem-feldes. Da in aktuellen rückgekoppelten Beziehungsgeflechten das mediale Wirken nur schwer zu beobachten ist, sind medientheoretische Grundlagen zunächst mit Blick 1 Kafka, Franz: Der Aufbruch. In: ders: Gesammelte Erzählungen. Ffm 1994, S. 321