4Einleitungverstärktseitden1960erJahrenverfolgtwurdeundheutenochvielfachmitdemBegriffSozialisationverknüpftwird,indenHintergrundgetreten.DerSozialisationsansatzwurdewährendder1970erund1980erJahrevielfachangewendet,umdieBenachteiligungenvonMädchenundFrauenzubeschreibenundzuerklären(vgl.Hagemann-White2004).AufgrunddieserTraditionisterbesondersinderkonstruktivistischorientiertenFrauen-undGeschlechterforschungaufKritikgestoßen.Hagemann-White(2004,153)greiftdieseKritikauf.Sielegtdar,dassessichbeidemsozialisationstheoretischenAnsatzkeinesfallsumeinveraltetesKonzepthandelt,sofernmandieErkenntnissejüngererForschungintegrierenkann:DieVervielfältigungvonSichtweiseninderDiskussionderGeschlechterfragenkönntehelfen,frühereTendenzenaufzubrechen,Sozialisationalsschicksal-hafteFestlegungzuverstehen.Siebedeutennicht,dasseskeineSozialisationgäbe,sonderngebeneinenanderenBlickaufdieEigenbeteiligungamSoziali-sationsprozessfrei.FüreinegeschlechtervergleichendeempirischeStudieistdiesesModelldaherauchheuteeinproduktiverAnsatz:»EinenähereBetrachtungderempirischenGeschlech-terforschungwird,geradewennKinderundJugendlicheimMittelpunktstehen,aufdieimmernochtragendeBedeutungderFragenachSozialisationstoßen«(vgl.ebd.,154).EinSozialisationsmodellbietetsichalsBasisempirischerGeschlechter-forschungm.E.heuteauchdeshalban,dadieWirkungdersozialenUmweltdurchdiekonstruktivistischenStrömungeninderGeschlechterforschungeinerseitsundangesichtseinerRenaissancebiologistischerModelleandererseitsleichtausdemBlickverlorenwird.Imbeginnenden21.JahrhundertkannmanimöffentlichenMusiklebenebensowieindermusikpädagogischenPraxisimmernochbeobachten,dassMädchenundJungenbzw.FrauenundMännersichinihrenmusikalischenAktivitäten,EinstellungenundVerhaltensweisenvielfachunterscheiden.GleichzeitigsindjedochWandlungsprozessehinsichtlichderGeschlechterrollenerkennbar.DarüberhinaussindauchinderMusikkulturvieleVeränderungenfestzustellen.AngesichtsdiesergesellschaftlichenProzesseerscheinteserforderlich,sichauswissenschaftlicherSichtmitgeschlechtstypischenAspektenmusikalischenLernensundmusikalischerPraxiszubeschäftigenundaktuelleempirischeDatenzugewinnen.FürdieMusikpädagogikistesvonInteresse,inwieweittraditionellegeschlechts-bezogeneNormenfürjüngereGenerationennocheineRollespielenundwelchemusikalischenEinflussfaktorenfürsiebesondersrelevantsind.BisherliegtjedochkeinequantitativeStudievor,diedenGeschlechtervergleichindenMittelpunktstellt,wenngleichinverschiedenenForschungsarbeitenUnterschiedeindermusikalischenSozialisationvonMädchenundJungenfestgestelltwurden.Währendmanbisindie1990erJahrehineininsbesonderedieSozialisationsbedin-gungenvonMädchenalseingrenzendunddaherproblematischbetractete,rückeninjüngererZeitzunehmendjungentypischeSchwierigkeitenindenBlickpunkt.DergeschlechtervergleichendeAnsatzdervorliegendenStudiesollErkenntnisseliefern,dieesermöglichen,sowohlMädchenalsauchJungenvonmusikpädagogischerSeitebesserzuunterstützen.DieseOrientierungampraktischenNutzendarfjedochnichtdenBlickaufdieKomplexitätdesGegenstandsverstellen:EssindkeinePatentre-zeptezurgeschlechtsorientiertenMusikpädagogikgefragt,sonderneinedifferenzierte