2.2GeschlechtervergleichendeDaten21DieUnterrepräsentanzvonJungenimBereichGesangkannauchalsspezielleAusprägungeinesallgemeinengesellschaftlichenPhänomensbetrachtetwerden:Oerter(1995,22f)siehtdas»Verstummen«vielerKinderbeiSchuleintrittalsFolgeeinereinseitigenEnkulturation,dievonhohenLeistungsansprüchengekennzeichnetist:DasKinderkenntrasch,dassesnichtsogutsingenkannwiedieSängerinnenundSängerimRadio,FernsehenodervermitteltdurchdieMusikkonserven.IndenSchulklassenbildetsichunterdenGleichaltrigensoetwaswieeineNormheraus,»daßmannichtsingt«.Wersingt,spinntodergehörtnochzudenkleinenKindern.DieseNormgiltstärkerfürJungenalsfürMädchen,derenGeschlechtsrolleeinegrößereAffinitätzumSingenhat.UmsostärkervermeidenmöglicherweiseJungendasSingen,damitdembeginnendenSchuleintrittderProzeßderGeschlechtshomogenisierungundAbgrenzunggegenüberdemanderenGeschlechteinsetzt.AuchHall(2005,6)stellteinenZusammenhangzuMännlichkeitsidealenderwest-lichenGesellschaftenher,dievonJungenzurKonstruktionihrerGeschlechtsrollegenutztwerden.DadasSingen»weiblich«oderzumindestnichtmännlichbesetztsei,schließenJungendieseBetätigungabeinembestimmtenAlterhäufigfürsichaus.Manyboysmakeadecisionnottosingbetweenelementaryansecondaryschool,inresponsetopsychologicalandsociologicalmessagesthatsingingisnotanappropriateactivityformalesbeyondacertainage.(Adler2001,2,zit.n.Hall2005)Demorest(2000,38)stelltfürdieVereinigtenStaatenfest:»Weliveinaculturewheremalesingingismoretheexceptionthantheruleandhasbeendecliningsincethe1930s.«ErsiehteinFehlenmännlicherVorbilderalsmaßgeblichanundbegründetdiesmiteineminterkulturellenVergleich:»Incultureswheremalesingingisthenorm–forexample,inSouthAfricaandSamoa–thereisnoshortageboyswillingandeagertosing«(ebd.,39).SowohlimdeutschenalsauchimenglischenSprachraumhatsichdiemusikpäd-agogischeForschungindenvergangenenJahrendamitbeschäftigt,dassJungennichtnurweniger,sonderninfolgedessenauchoftschlechtersingenalsMädchen(vgl.Bastian2001;Green1993;Hall2005).DiesstehtimGegensatzdazu,dassJungentraditionellaufgrundihrervermeintlichenstimmlichenQualitäteninKnabenchörengezieltfüreinehochwertigeAusbildungausgewähltwerden.DieseTraditionzeigtheutewenigBreitenwirkung.DieThese,dassdasSingenbeiJungeneineAngelegen-heitvonwenigen,tendenziellleistungsorientiertenSpezialistenist–dieskannfürdenSängereinerRockbandebensogeltenwiefürdenKnabensopran–währendbeiMädcheneineamGruppenerlebnisorientierteGesangskulturvorherrscht,müssteanandererStelleüberprüftwerden.2.2.3TanzEinweiterestypischesHandlungsfeldvonMädchenistderTanz.InderBefragungvonScheuer(1988,73)geben41%derMädchengegenübernur13%derJungenan,