22ForschungsergebnissezurGeschlechtstypikindermusikalischenSozialisationgernezutanzen.AuchbeidenvonZinneckerundSilbereisen(1996,48)befragtenKindernistTanzeneinemädchentypischeTätigkeit.ImfrühenErwachsenenaltersindebenfallsDifferenzenzubeobachten:Stroh(1996,113)stelltfest,dassLehr-veranstaltungenzukörperorientiertenThemen,darunterauchTanz,zu89%vonStudentinnenbesuchtwerden.DasFachRhythmik,indemdiekörperorientierteAuseinandersetzungmitMusikeinebesonderswichtigeRollespielt,wurdeimWin-tersemester1997/98andeutschenMusikhochschulenzu91%vonFrauenstudiert(vgl.BrinkmannundWiesand2001,111).Steffen-Wittek(1996)erläutertdiegeschichtlichenHintergründederVerknüp-fungvonBewegungzurMusikundWeiblichkeit.Sieführtaus,dassauchdieRhythmik-BewegungzuAnfangdes20.JahrhundertsaufGeschlechterbilderndes19.JahrhundertsbasiertundbisheutediemusikalischeSozialisationvonMäd-chenmitbeeinflusst.16Kugelmann(1998)verweistaufeinegeschlechtstypischeKörpersozialisation,dieJungeneheranathletischeundwettkampforientierte,Mäd-chendagegenanmusisch-ästhetischeBewegungsformenheranführt.DamitwerdenEntsprechungenzustereotypenGeschlechterbilderngeschaffen.DassdieseBewe-gungskulturenbeidergeschlechtlichenSelbstdefinitionvonMädchenundJungeneinewesentlicheRollespielen,habenBiskupundPfister(1999,5)herausgearbei-tet.Siestellenfest,dassdieKinderselbstsichinihrenZuschreibungenzudenGeschlechternanersterStelleaufBewegungskulturenbeziehen:»Mädchenkönnentanzen,JungenFußballspielen.«BeiihrergeschlechtlichenSelbstdefinitionbeziehensichJungenbesondershäufigaufStereotypenundvermeidenmädchentypischeBetätigungen:»DieSelbstbilderderJungen,indenenMutundStärkesowiekämp-ferischeSportarteneinewichtigeRollespielen,dürftendagegendieAblehnungvontänzerischen,rhythmischenundgymnastischenBewegungsformenverstärken«(ebd.,14).DieunterschiedlicheInszenierungmännlicherundweiblicherKörperimZusam-menhangmitMusik,diegeschichtlichenHintergründediesesSachverhaltsundseineAuswirkungenaufdiemusikalischeSozialisationvonMädchenundJungenhabeichzusammenmitAnjaHerold(2005,18f.)anandererStelleherausgearbeitet.Wirhabenfestgestellt,dassnebendergeschlechtsstereotypenPräsentationdesKörpersweitereAspektegeschlechtstypischerSozialisationundKörperkulturwirksam[sind].BesondersimSportwirdersichtlich,dassdasmännlicheKörperkonzept»durchdieVorstellungvoneinemstarken,beherrschbarenundleistungsfähi-genKörper«(SchmerbitzundSeidensticker2000)gekennzeichnetist.BeimweiblichenKörperkonzeptspielengesundheitlicheundästhetischeAspekte,dieallerdingsoftvondengenanntenstereotypenWeiblichkeitsbildernge-prägtsind,einewichtigeRolle.JungenundMädchenentwickelndadurcheinjeweilstypischesBewegungsrepertoire,dasbestimmteFormendeskörperlich-musikalischenAusdruckserschwertundandereerleichtert.(SiedenburgundHerold2005,22).DassTanzundbesondersdasBallettnichtnurmitWeiblichkeit,sondernauchmitmännlicherHomosexualitätverknüpftwird,erschwertJungenzusätzlichden16Steffen-WitteksiehtineinerWeiterentwicklungderRhythmikjedochauchemanziatorischeMöglichkeitenfürdiemusikalischeSozialisationvonFrauen.WieMusikundBewegungfürJungenattraktivergemachtwerdenkann,werdeichinTeilIIIAbschnitt2.2.2näherausführen.