3.1GrundlegendeBegriffe35AuchPape(2002,179)beschränktsichaufeinen»VersucheinerdefinitorischenEingrenzung«,indemerdieRahmenbedingungenmusikalischerSozialisationalseinen»gesellschaftlichbedingtenundvermitteltenmusikalischenKontext«umreißt.WieRösingverweisteraufeindynamischesWechselverhältnisvon»Individuum,Musik,KulturundGesellschaft[...]dessenzentraleBestimmungsgrößenBeein-flussung/Vermittlung/aktiveAneignung,Entwicklung/Selbstfindung(Ich-Identität)undVeränderungsind«(ebd.).DiesegroßeZahl»zentralerBestimmungsgrößen«isteinerseitsgeeignet,umdieKomplexitätmusiksozialisatorischerProzessedarzustellen,erschwertjedochgleichzeitigdieEingrenzungundempirischeErforschung.AmgriffigstensinddieverschiedenenKomponentenm.E.ineinerDefinitionvonGembris(2002,185)summiert.DemnachistmusikalischeSozialisation»ein(Lern-)Prozeß[...]indemdasIndividuumineineMusikkulturhineinwächst,seinemusikalischenFähigkeitenundVerhaltensweiseningegenseitigerWechselbeziehungzusozialer,kulturellerundmateriellerUmweltentwickeltundanpaßt«(Gembris1987,159).GembrisknüpftmitdieserFormulierungdirektandieSozialisationsdefinitionvonGeulenundHurrelmannan.ErstelltdenBegriffmusikalischeSozialisationdurchseineWortwahlineinenZusammenhangmitLern-undEntwicklungstheorien(vgl.auchGembris2002,185,sowieTeilIAbschnitt3.2.2).DieVerwendungvonBegriffenwie»Lernprozess«,»hineinwachsen«und»anpassen«kannallerdingsdazuführen,dassdenOrientierungsprozessendesIndividuumszuwenigAufmerksamkeitgewidmetwird.Eswirdnichtdeutlich,dassessichumeinenwechselseitigenProzesshandelt,andemsowohldasIndividuumalsauchdieUmwelteinenaktivenAnteilhaben.DerBegriff»Musikkultur«birgtdenNachteil,dassereineEinheitlichkeitsuggeriert,diesonichtgegebenist:MenschenhabeninderRegelzumehrerenver-schiedenenmusikkulturellenStrömungenKontakt.IchschlagedeshalbdiefolgendeModifikationdieserDefinitionvor:MusikalischeSozialisationisteinProzess,indemsichdasIndividuuminner-halbseinesmusikalischenUmfeldsorientiertunddabeiseinemusikalischenFähigkeitenundVerhaltensweisenentwickelt.DiesgeschiehtinwechselseitigerAbhängigkeitvondersozialen,kulturellenundmateriellenUmweltundziehtsichüberdiegesamteLebensspanne.Unter»musikalischenFähigkeiten«versteheichinstrumentaleundvokaleFertigkei-ten,aberauchFähigkeitendesWahrnehmensundErlebensvonMusik.HinsichtlichderDefinitionvon»Verhaltensweisen«seiaufPape(2002,182)verwiesen:»ImneuerenwissenschaftlichenSprachgebrauchverstehtmanunterVerhaltenbzw.VerhaltensweisendieGesamtheitallerMenschlichenAktivitäteneinschließlichun-bewussterundungeplanterAktivitäten,währendHandelnalsUntergattungvonVerhaltenangesehenwird«.»MusikalischesVerhalten«beinhaltetdemnachsowohlmusikalischesHandelnalsauchEinstellungen,Präferenzenetc.1AuchinBezugaufdiemusikalischeSozialisationhatsichinzwischendieVor-stellungvoneinemlebenslangenProzessesdurchgesetzt,währendsichfrühereForschungsarbeitenvorallemaufdieKindheitundJugendkonzentrierten(vgl.u.a.1Pape(2002,182)differenziertdennochzwischenmusikalischemHandelnundVerhaltenundverstehtunter»Verhalten«vornehmlichmusikalischeEinstellungenwiez.B.Hörpräferenzen.