36TheoretischerBezugsrahmenAbel-Struth1974).LetztereshatdurchausseineBerechtigung,daErkenntnisseentwicklungstheoretischorientierterForschungdafürsprechen,dassfürbestimmteEnkulturations-undEntwicklungsprozessedasKindesaltervonzentralerBedeutungist(vgl.Gembris2002,232ff.).FürandereAspektedermusikalischenSozialisationistdagegendasErwachsenenalterebensowichtig–z.B.fürEntwicklungenbzw.VeränderungenindenmusikalischenVerhaltensweisen.ZudembeschreitenvieleMenschenheuteauchimfortgeschrittenenAlternochneuemusikalischeLernwegeoderentwickelnanderemusikalischePräferenzen,sodassderSozialisationsprozessniealsabgeschlossenbetrachtetwerdenkann.NichtzuletztspieltMusikbeiderIdentitäts-undPersönlichkeitsentwicklunginderRegeleinewichtigeRolle,sodassmusikalischeSozialisationauchalsTeilderallgemeinenSozialisationzubetrachtenist.DiesistbesondersimZusammenhangmitdemFaktorGeschlechtrelevant,derdenIdentitätsfindungsprozessmaßgeblichbeeinflusst.3.1.3Geschlecht–GenderDieausdemEnglischenstammendebegrifflicheAufteilungin»Sex«und»Gender«hatsichauchinderdeutschsprachigenFrauen-undGeschlechterforschungdurchge-setzt.»Sex«bezeichnetdiebiologischbedingteGeschlechtszugehörigkeit,»Gender«diekulturellenbzw.sozialkonstruiertenAnteile.DieEntstehungszusammenhängedieserBegriffesollenandieserStellenichtnochmalsaufgerolltwerden.2Stattdes-sengehtesumdieKonsequenzeneinerTrennungin»Sex«und»Gender«fürdieempirischeForschung.3Geschlechtstypischeoder-untypischeVerhaltensweisenundBiographieverläu-fe,wiesieindieserArbeituntersuchtwerdensollen,sindeineAusprägungdes»Gender«.InquantitativenBefragungenistdieVorstellung,dassessichbeiderGeschlechterdifferenzumeineKonstruktionhandelt,jedochkaumkonsequentzuverfolgen:VonvornhereinwerdendieBefragtenaufgrundihrerSelbsteinstufungenals»männlich«oder»weiblich«kategorisiertundeinandergegenübergestellt.DamitwirddieGeschlechterdichotomiedurchdieUntersuchungsanlagereproduziert,auchwennmandavonausgeht,dassmankeinebiologischen,sondernsozialkonstruierteMerkmaleempirischerfasst.Rendtorff(2003,18)siehtdadurcheineGefahr(oderVerlockung),dassaufempirischemWegeVerhaltensweisenundandereManifestationengeschlechtstypischerDarstellunginderAbsichtdesVergleichenserhobenwerdenunddassdadurcheineKonzentrationaufeinebinäreGegenüberstellungoderdasAneinandermessenvonhiemännlich–dortweiblichzementiertwird.Eswirddadurchimmerschwerer,voneinemgewissenAbstandausdiePrämissendieserUntersuchungsstrategienselbstzuhinterfragen:WashabenwirdennmitdiesenDatengewonnen?WelcheAussagekrafthabensie?WelchenSchlusserlaubensie,waskönnensiebeitra-genzueinerInterpretationderBedeutungvonGeschlecht?(Vgl.auchTeilIAbschnitt3.2.4).2EinÜberblick,derdieBegriffeimZusammenhangmitderEntwicklungvonder»Frauenfor-schung«zur»Geschlechterforschung«erörtert,findetsichbeiBecker-SchmidtundKnapp(2001,14ff.).3ZumtheoretischenHintergrunddesKonstruktivismusvgl.TeilIAbschnitt3.2.4.