3.2TheoretischeAnsätze37DieseGefahreinerPolarisierungbestehtineinerArbeit,diedenGeschlechterver-gleichzumAusgangspunktmacht,inbesonderemMaße.AndererseitsermöglichtdiesesVorgeheneinedifferenziertereAnalysederUrsachen,sofernmandabeidieKonstruiertheitvonGenderimBlickbehält.AuchErhebungen,dienichtmitdemHauptzieldesGeschlechtervergleichsdurchgeführtwerden,differenzierenbeinahegrundsätzlichnachdieserVariablen,berücksichtigenjedochnurseltenihresozialeBedingtheitinderDatenanalyse.DadurchwerdendieErgebnisseoftmalsmitGe-schlechterstereotypenerklärt(z.B.mitdervermeintlichstärkerenEmotionalitätvonMädchen,vgl.Bastian1991,111;Scheuer1988,121).EineForschungsarbeitmitquantitativenMethoden,diesichderProblematikbewusstist,kanndiePolarisierungzwarnichtganzvermeiden,jedochunterschied-licheGeschlechterbilderaufzeigen,indemsieweitereWirkungsfaktorenundihreWechselwirkungenmitdemFaktor»Geschlecht«einbezieht.AnstattdiebiopolareGeschlechterordnungzureproduzieren,kannsodeutlichgemachtwerden,dassesmehralszweiMöglichkeitenfürGeschlechterrollengebenkann.Gleichzeitigistesmöglich,zuüberprüfen,obgeschlechtsrollenkonformesVerhaltenimmernochdieNormdarstellt.DieVorstellung,dassdassozialeGeschlecht(Gender)ineinemProzesskonstruiertwird,andemdasIndividuummaßgeblichenAnteilhat,kannweitereProblememitsichbringen.Sie»begünstigtdieVorstellung,esseiinskognitiveBeliebenderEinzelnengestellt,obundinwelcherWeise,inwelchemUmfangsiedieangebo-tenenGeschlechterpositionenmitihrenjetypischenAusformungenübernehmenwollten«(Rendtorff2003,17f.).DamitbirgtdiekonstruktivistischePerspektivedieGefahr,durchdieEntpolarisierungdieDiskussionenderGenderforschungauchzuentpolitisieren.DiesistvonNachteil,wennesdarumgehensoll,Möglichkeitender(pädagogischen)EinflussnahmeaufdiesozialenKontexte,indenenGeschlechterrol-lenkonstruiertwerden,zuentwickeln.GeradeimHinblickaufeinenpraktischenNutzenderErgebnissemusikpädagogischerForschungistdaherm.E.einWech-selzwischenpolarisierenderDatenaufbereitungundeinerweiterdifferenzierendenDatenanalyse,diederVielfältigkeitvonGeschlechtsrollenRechnungträgt,einesinnvolleLösung.3.2TheoretischeAnsätzeZurAnalysevonSozialisationsprozessenbietenverschiedeneKonzepteAnknüpfungs-punkte,dieHurrelmann(2002,48ff.)als»Basistheorien«bezeichnet.SiebeschäftigensichaufunterschiedlicheWeisemitdemVerhältniszwischenIndividuumundGe-sellschaft,sindjedochnichtunbedingtalsSozialisationstheorienkonzipiert.BislanglassensiesichnochnichtzueinerzusammenhängendenTheoriederSozialisationverbinden(vgl.Pape2002,178;s.auchGeulen1991,54).VonmonokausalenSichtweisenhatmansichweitgehendverabschiedet.Stattdes-senversuchtman,denSchnittpunktzwischenIndividuumundGesellschaftbzw.zwischenAnlageundUmweltnäherzubestimmen.Damitzeigtsichdiewissenschaft-licheVerortungderSozialisationsforschungzwischenPsychologieundSoziologie.DieBasis-oderBezugstheorienentstammenüberwiegenddiesenbeidenFachrichtungen(vgl.Hurrelmann2002;Tillmann2001;Zimmermann2003).Diepsychologischen