38TheoretischerBezugsrahmenAnsätzenehmendasIndividuumzumAusgangspunktderBetrachtung,währenddiesoziologischenTheorienzunächstdiegesellschaftlichenBedingungenimBlickhaben.InjüngerenForschungsarbeitennähernsichdiesePerspektivenjedochzunehmendan.DarüberhinausgibteskonstruktivistischeAnsätze,dieimZusammenhangmitGeschlechterdifferenzenbesondersoftangewandtwerden.SiebildendenGegenpolzuneurobiologischenForschungsansätzen,welcheinderGeschlechterforschungseitden1980erJahrenalsweitgehendüberwundengalten,injüngererZeitjedochvonGehirnforscherInnenwiederaufgegriffenwerden(vgl.Zimmermann2003,195).SowohlHurrelmann(2002,124)alsauchTillmann(2001,191)verweisenaufdieMöglichkeiten,dieTheoriekombinationenfürdieSozialisationsforschungbieten.DurchdieVielfältigkeitdesGegenstandsbietensichfürdieverschiedenenTeilberei-chederSozialisationunterschiedlichetheoretischeKonzetean.BeschränktmansichdagegennichtaufeinenTeilbereich–unddasistindervorliegendenStudiederFall–istesm.E.sinnvoll,sichfürdieAnalysevonDatenAnregungenausverschiedenenBasistheorienzuholen.DieEntwicklungeinesgeschlossenentheoretischenKonzeptszurmusikalischenSozialisationinVerbindungmitgeschlechtstypischenAspektenderSozialisationistandieserStellenichtmöglich,sodassbeiderKonzeptionderempirischenStudieaufeinesolcheGrundlageverzichtetwerdenmuss.StattdessensolldasinTeilIAbschnitt3.3.3entwickelteModellzumzentralenBezugspunktgenommenwerden.3.2.1NeurobiologischeAnsätzeNeurobiologischeForschungsergebnissewerdenimZusammenhangmitGeschlechts-unterschiedenauchbeimusikalischenTätigkeitenimmerwiederhrangezogen.IchwerdesiedeshalbandieserStelleaufnehmen,wenngleichsieehereineGegenpositionzumhierverfolgtenKonzeptdarstellen.Bisindie1960erJahrehineinerklärtemangeschlechtstypischesVerhaltenmitbiologischenZuständen(vgl.zumFolgendenZimmermann2003,194ff).Seitden1990erJahrenhateseinerseitseineRenaissancebiologistischerForschungengege-ben,andererseitswurdenbisherigeForschungsergebnissezubiologischbedingtenGeschlechterdifferenzenstarkrelativiert.LediglichzwischenderHöhedesTestos-teronspiegelsundaggressivemVerhaltenkonntevonMiedzian(1991,44f.)einZusammenhangnachgewiesenwerden,derallerdingsinengerVerbindungmitkul-turellenAspekten,d.h.derBewertungaggressivenVerhaltens,steht.MoirundJessel(1993)kommenzudemErgebnis,dassUnterschiedeinderVernetzungderGehirnhälftengeschlechtstypischesVerhaltennachsichziehen.Zimmermann(2003)merktdazuan,dassdasGehirnsicherstnachderGeburtentwickeltundsomitauchsozialeAspektedieArtderVernetzungbeeinflussenkönnen.Leonhard(1996)findetbeiAnalysenausevolutionsbiologischerPerspektivekeinestichhaltigenHin-weiseaufbiologisch-genetischeFaktoren.WedertiervergleichendeBetrachtungennochAnnahmenzukulturübergreifendenUniversalienoderRekonstruktionenderFrühgeschichtederMenschheitliefernüberzeugendeErgebnisse.ImHinblickaufdieEntwicklungunterschiedlicherFähigkeitenkommtTraut-ner(1991,329)beieinererneutenAuswertungverschiedenerStudienzudem