40TheoretischerBezugsrahmenbäumenderMusikerfamilien–wurdenbereitsvielfachkritisiert(vgl.Gembris2002,172ff.).Gembrishältfest:»EsgibtkeinenvernünftigbegründbarenAnhaltspunktdafür,daßmusikalischesTalentgeschlechtsgebundenist,undschongarnichtdafür,dassFrauenwenigermusikalischbegabtsindalsMänner«(ebd.,175).DennochhältsichgeradebezüglichmusikalischerBegabungindenAlltagstheoriendieVor-stellungeinervererbten»Gabe«,dieinsbesondereinBezugaufKompositionoderImprovisationeherMännernzugesprochenwird(vgl.TeilIKapitel5).InderForschungspraxisstelltsichdasProblem,dasswedersoziokulturellenochbiologischeEinflüsseeliminiertwerdenkönnen.Daheristeskaumzuvermeiden,dassbereitsdurchdieUntersuchungsanlageeinemdieserWirkungsfaktorendiePrioritätgegebenwird.NebendengenanntenArgumentensprichtesdafür,indervorliegendenStudiebiologischeAspekteweitgehendunberücksichtigtzulassen,dasseingeringerNutzenfürdiemusikpädagogischePraxiszuerwartenist.Hartogh(2005,43)zitiertindiesemZusammenhangdenNeurowissenschaftlerStevePetersen,derdenNutzenderHirnforschungfürdieErziehungimAllgemeinenanzweifelt:Allthatneurosciencecansayaboutraisingchildrenisdon’traisetheminawardrobe,don’tstarvethem,anddon’thitthemontheheadwithafryingpan.Ebensokannmanfolgern,dassbiologischeErkenntnissebesondersimHinblickaufGeschlechterdifferenzenfürdiemusikpädagogischePraxiskaumgewinnbringendsind:SolangemandiebiologischenAnlagennichtzerstört,kannmansichganzaufdieFragekonzentrieren,welcheEffekteUmweltanreizehaben.3.2.2PsychologischeAnsätzeBesondersimZusammenhangmitGeschlechterdifferenzeninderSozialisationspielenpsychologischeAnsätzeeinewichtigeRolle(vgl.Tillmann2001).EinerdavonistderpsychoanalytischeAnsatz.DieTrieblehreFreuds,dieGeschlechterdifferenzenmitgeschlechtsspezifischenBewältigungsmusternderödipalenSituationinderfrühenKindheiterklärt,istimmerwiederaufgegriffenworden,wurdeaberauchvielfachinFragegestellt.KritikwurdeausfeministischerPerspektiveinsbesonderehinsichtlichderEntwicklungvonMädchenformuliert.DennochwurdeFreudsAnsatzauchvonfeministischorientiertenWissenschaftlerinnenweiterentwickelt.Chodorow(1990)siehtgeschlechtstypischeAspekteinderfrühenMutterbeziehungalsAusgangspunktfürpsychischeGeschlechtsunterschiede.JungenkönnensichdurchihrGeschlechtdeutlichervonderMutterabgrenzen.Der»Penisneid«desMädchenswirdmetaphorischgesehenundbeziehtsichaufVorteileundPrivilegienwiediegrößereUnabhängigkeitderJungen.AndereWissenschaftlerInnenwendensichganzvonderTriebtheorieab,dadiesegrundsätzlich»amModelldesanatomischenDefizitsorientiertenWeiblichkeitsvorstellungen«orientiertseien(vgl.FlaakeundKing2003,32).InBezugaufdieEntwicklungvonMädchenwirdstattdessenz.B.dasProblemderGleichgeschlechtlichkeitzwischenprimärerBezugspersonundTochterthematisiert(vgl.ebd.).Hagemann-White(1998,44)erkenntbeidenaktuellenpsychoanalytischenTheori-enzwardie»Fähigkeit[...]diesozialeundkulturelleBedingtheitderGeschlechter