3.2TheoretischeAnsätze41mitzudenken«,benenntjedochauchdasProblem,dassdieseTheoriendazuneigen,»›dieFrau‹und›denMann‹inVerallgemeinerungzubeschreiben.AlsFolgewerdensieleichtalsBestätigungfürdenRealitätsgehaltdergesellschaftlichdominierendenGeschlechterbilderverstanden«(ebd.,45).ImVerlaufdervorliegendenArbeitsindhinsichtlicheventuellerEntsprechungenzupsychoanalytischenTheorienlediglichIndizienzuerwarten–z.B.inBezugaufUnterschiedeinderVorbildfunktionvonMütternundVätern.AusderlerntheoretischenForschunggreiftTillmann(2001,83ff.)zweiwesentlicheStrömungenheraus,dieimZusammenhangmitGeschlechterdifferenzenzubeobach-tensind:BeiderbehavioristischenVorstellungvom»instrumentellenLernenderGeschlechterrolle«(Tillmann2001,83)gehtmandavonaus,dassJungenundMäd-cheninderErziehungunterschiedlichbehandeltwerdenundgeschlechtstypischesVerhaltendurch»Belohnung«verstärkt,geschlechtsuntypischesVerhaltendagegen»bestraft«wird.ZahlreicheempirischeEinzeluntersuchungenhabendiesfüreinzelneErziehungsbereicheuntersucht.DieErgebnissesindjedochuneinheitlich(vgl.ebd.).DassozialkognitiveKonzeptdes»LernensamgeschlechtsspezifischenModell«(ebd.,85f.),gehtdavonaus,dassKinderihregleichgeschlechtlichenElternimitieren.Dieslässtsichjedochebenfallsempirischnichtnachweisen.MaccobyundJacklin(1974,297)stellenfest:»childrendoimitatemodels,buttheydonotsystematicallyimitateasame-sexmodel.«Tillmannweistdaherdaraufhin,dassdiesebeidenlerntheoretischenAnsätzezwareinenBeitragdazuleisten,geschlechtstypischesVerhaltenzuerklären,jedochnureinzelneMechanismenderSozialisationerklärenkönnen.DemgegenüberstelltZimmermann(2003,33ff.)inBezugaufBandura(1979)heraus,dassbesondersdiesozialkognitiveTheoriedesModelllernensSozialisationsprozessesinnvollerklärenkann,wennmanLernenalseinenaktivenAneignungsprozessverstehtundsomitderAuswahlvonModellendurchdasIndividuumAufmerksamkeitzukommenlässt:GeradeauchdieDiskussionüberdieWirksamkeitderKreierungvonbestimm-ten»Typen«inderJugendszene,seiesderGrunge-TypoderderHip-Hopperusw.,kannbelegen,wiesichdieHeranwachsendenanbestimmtenModellenorientieren.DieEntwicklunghinzurErlebnisgesellschaft[...]unterstütztundverstärktdieOrientierungamTrendgemäßen,dennnurderjenigekannzukünftigamgesellschaftlichenLebenteilnehmen,dersicheinerbestimmtenSzenezugehörigzeigt«(Zimmermann2003,34).MitdemBezugauf»Jugendszenen«ergibtsichhiereinedeutlicheVerbindungzumBereichdermusikalischenSozialisation.BesondersinderRock-undPopkulturspielengeschlechtsbezogeneModelle,wiesieu.a.imMusikfernsehenpräsentiertwerden,einewesentlicheRolle.Dollase,RüsenbergundStollenwerk(1986)beziehensichinihremSchemazurmusikalischenSozialisationauflerntheoretischeModelle,indemsieaufLernprozesseunterschiedlicherArt(assoziatives,instrumentellesundkognitivesLernen)verweisen.SiestellendieBedeutungdieserLernprozessefürdasmusikalischeVerhaltenundmusikalischeBewertungenheraus.4Lerntheoreti-4IhrSchemaberücksichtigtjedochauchdieLebensbedingungen(insbesondereAlter,GeschlechtundSchicht)undstelltsoZusammenhängezustärkergesellschaftsorientiertenModellenher,insbesonderezudemvonBourdieu(vgl.Dollase,RüsenbergundStollenwerk1986,215;s.auchTeilIAbschnitt3.3.3).