42TheoretischerBezugsrahmenscheAnsätzekönnenalsoauchimZusammenhangmitdergeschlechtstypischenmusikalischenSozialisationschlüssigeErklärungenbieten.LerntheoretischeSichtweiseninKombinationmitentwicklungspsychologischenVorstellungenwurdenbereitsineinigenfrüherenArbeitenzurmusikalischenSo-zialisationverfolgtundspäterweiterentwickelt.DiePositionvonGembris(1987),dermusikalischeSozialisationalseinenLern-undAnpassungsprozesssieht,habeichbereitsimZusammenhangmitderBegriffsdefinitionangesprochen(vgl.TeilIAbschnitt3.1.2).BesondersAkkulturationsprozessekönnendamitschlüssigerklärtwerden.Kleinen(1975)verfolgtebenfallseinenentwicklungspsychologischenAnsatz,knüpftjedochinspäterenArbeitenanGeulenundHurrelmann(1991)anundbetrachtetdieBewältigungvonEntwicklungsaufgabenalsaktivenProzessindivi-duellerSelbstregulation(vgl.Kleinen1997b,11sowiePapeundPickert1999,22).DamitwirddieOrientierungsleistungdesIndividuumsstärkerbetontundsomiteineBrückezuneuerensozialisationstheoretischenAnsätzengeschlagen.WesentlicheAnstößefürdieEntwicklungspsychologiekommenausderkogni-tionspsychogischenTheorie,diediemenschlicheEntwicklunginunterschiedlichePhasenunterteilt.5PiagetsTheoriezurkognitivenEntwicklungwurdevonKohlbergaufdiemoralischeEntwicklungsowieaufdieEntwicklungderGeschlechtsidentitätangewandt,sodassdieseAnsätzeauchimZusammenhangmitdervorliegendenStudievonInteressesind,wenngleichsieinihrerursprünglichenFormheutealsveraltetgeltenkönnen.NachKohlbergerwirbtdasKindnachundnachseineGeschlechtsrolleunddurch-läuftdabeiverschiedeneStufen.BiszumAltervonetwafünfJahren–d.h.biszumAbschlussderzweiten,»prä-operationalen«Phase–wendenKinderdasGe-schlechtsrollenkonzeptnochunsystematischanundsindsichderKonstanzderGeschlechtszugehörigkeitnochnichtbewusst(vgl.Tillmann2001,97).ErstaufderStufedes»konkretenOperierens«,diezwischendemfünftenundsiebtenLe-bensjahreinsetzt,stabilisierensieihreGeschlechtsidentität:»SobaldeinKindseineGeschlechtsidentitätsichererkannthat,willeszurStabilisierungseinerPersonauchdieEigenschaftenerwerben,dieesals›männlich‹bzw.›weiblich‹erlebt.DasKindimStadiumdeskonkretenOperierensbetreibtdamitinaktiverWeiseseineeigeneSozialisationalsMädchenoderJunge;diesgeschiehthäufigineinersostereotypisie-rendenWeise,dassdieeigenenElternnichtselteningroßeSorgegeraten«(ebd.,98f.).InempirischenStudienbestätigtsich,dassindieserAltersgruppedieOrientierunganStereotypenbesondersausgeprägtist(vgl.OerterundMontada2002,660).ImAltervonelfbiszwölfJahrenerwerbendieKindermitEintrittindiePhasedesformalenOperierensdieFähigkeit,überihreeigenenWerteundPrinzipiennachzudenkenunddabeiu.U.auchgeschlechtsbezogeneZuschreibungeninFragezustellen.WenngleichKohlbergsKonzeptdemGedankeneineruniversellenGültigkeitverhaftetistunddabeimännlicheÜberlegenheitalsnaturgegebendarstellt,bietetesAnsatzpunktezurErklärunggeschlechtstypischerEntwicklungsprozesse.SeinKonzeptwurdeauchausfeministischerPerspektiveaufgegriffenundu.a.vonBilden(1980,794ff.)weiterentwickelt(vgl.auchTillmann2001,103f.).Sieerläutert5ZumFolgendenvgl.Tillmann2001,89ff.sowieZimmermann2003,199ff.