44TheoretischerBezugsrahmensichdurchdasErlernenvonunterschiedlichenRollen.ImSozialisationsprozesswirdein»Gleichgewicht«angestrebt,sodassdasIndividuumzurÜbernahmebestimmterRollengeradezugezwungenistundwenigHandlungsspielraumhat.Zimmermann(2003,52)merktdazuan:»AuchwennParsonsanetlichenStellenseinerAnalysenaufdiebesondereIndividualitätjederkonkretenPersonimSozialisationsprozeßhinweist,bleibtletztendlicheinenichtzuübersehendeanpassungsmechanistischeSchlagseite«.InfrühenForschungsarbeitenzurmusikalischenSozialisationwirdebenfallsvoneinerweitgehendenAnpassungandieUmweltausgegangen.BeiAbel-Struth(1974)zeigtsichdiesinderVorstellung,dass»Sozialisatoren«die»Sozialisanden«in»musikalischeNormen«einführen.EindirektertheoretischerBezugwirdjedochnichthergestellt.Buchhofer,FriedrichsundLüdtke(1974,165)verfolgendagegenausdrücklicheinenstruktur-funktionalenAnsatz.SiesehenmusikalischeSozialisationalsdie»AnzahlanErfahrungen,Werten,Einflüssen,deneneinMenschinseinerKindheitundJugendausgesetztist«(PapeundPickert1999,21)undbetonendabeibesondersdieSchichtspezifik(vgl.Buchhofer,FriedrichsundLüdtke1974,165).Wenngleichdiestruktur-funktionaleTheorieinzwischenalsüberholtgilt,kannsieeinigegeeigneteAnsatzpunktezurStrukturierungundAnalysedessozialenUmfeldsliefern,innerhalbdessengeschlechtstypischeundmusikalischeSozialisationsichvollzieht.GeradewenneineempirischeArbeitdenEinflussdersozialenBedingungenindenMittelpunktrückt,liegtderSchwerpunktohnehinaufderBetrachtungsozialerStrukturen.AufdemheutigenForschungsstandistesjedocherforderlich,inderInterpretationderDatenüberdenstruktur-funktionalenAnsatzhinauszugehen.BesondersdieVorstellungvomRollenlernenbedarfeinerDifferenzierung:DamannichtvonkohärentenRollenerwartungenausgehenkann,isteinebloßeAnpassungdesIndividuumsschlichtunmöglich.AuchhinsichtlichderGeschlechtsrollesindMenschenheutemitsehrunterschiedlichenErwartungenkonfrontiertunddaherbeiihrerSelbstdefinitionzurOrientierunginnerhalbderjeweiligengesellschaftlichenKontextegezwungen.DieTheoriedesSymbolischenInteraktionismus,alsderenHauptvertreterHer-bertMeadundErvingGoffmangesehenwerdenkönnen(vgl.Zimmermann2003,52f.sowie198f.),istsozialpsychologischausgerichtet.ImMittelpunktstehendieInteraktions-undKommunikationsprozessezwischendenIndividuen,dieaufderBasisvonSymbolsystemenwiez.B.derSprachestattfinden.DabeiwerdenBedeutun-genundOrientierungengemeinsamentwickelt.BeiderPersönlichkeitsentwicklungsind»IndividuumundGesellschaft[...]insichprozesshaftverwoben.Meadver-stehtsiealszweiaufeinanderbezogeneDimensionen,dieerstimWechselspieldieEntstehungdesmenschlichenSubjektsmöglichmachen[...]PersönlichkeitentstehtindieserKonzeptionalsProduktzweierGrößen,derehersozialenKomponentedes»Me«(Mich)unddereherpsychischenKomponentedes»I«(Ich)(Hurrelmann2002,92).IndemderMenschdieFähigkeithat,sichselbstausderPerspektivedesanderenzubetrachten,kannersichmitErwartungenseinerUmweltauseinandersetzenunddabeisein»self«(Ich-Identität)entwickeln.(vgl.Zimmermann2003,53f.).ImZusammenhangmitderGeschlechtersozialisationstelltderSymbolischeIn-teraktionismusdenStellenwertkommunikativerHandlungenfürdieEtwicklung