3.2TheoretischeAnsätze45derGeschlechterrollenheraus.ZimmermannverweisthieraufGoffman,derinZu-sammenkünftenzwischenMännernundFrauen»interpersonelleRituale«feststellte.»InallenInteraktionenbemerkter,dassdieunterschiedlichenVerhaltensweisendasrechtfertigen,woraufsiesichstützen.InunterschiedlichensozialenSituationenwürdenFrauenundMännerihreangeblichunterschiedliche›Natur‹wirkungsvollvorexerzieren«(Zimmermann2003,198).InBezugaufdiemusikalischeSozialisationkannMusikdieRolleeinesimKom-munikationsprozessentstehendenSymbolsystemseinnehmen,innerhalbdessenauchgeschlechtsbezogeneZuschreibungeneineRollespielen.SolcheKommunikationspro-zessewurdenm.W.nochnichtempirischerforscht.Eswärelohnend,zuuntersuchen,inwieweit»interpersonelleRituale«imZusammenhangmitMusikzueinerGeschlech-terpolarisierunginnerhalbgemischtgeschlechtlichermusikalischerEnsemblesführt.DasvonZimmermanngenannteBeispieldesTragensschwererGegenständezumInszenierenderGeschlechtsrollekannz.B.dazuführen,dassFrauenkeineVerstärkerbedienenoderkaumgroßeInstrumentespielen.AuchdieAufteilunginweiblicheFansundmännliche(Rock-)MusikerkannmanalsBeispielfürinteraktiveGe-schlechtsrollenkonstruktionenbetrachten.HierergebensichneueForschungsfragen,diemitMethodenwieBeobachtungenoderKommunikationsanalysenangegangenwerdenmüssten.AucheinigesoziologischeLebenslagen-undLebensstiltheorien,dieversuchen,diegesamteGesellschaftzubeschreibenundanalysieren,sindfürdieSozialisations-forschungrelevant.MitderTheorievomkulturellenHabitusunddemIndividua-lisierungstheoremmöchteichzweidieserKonzeptioneneinbeziehen,dieauchimZusammenhangmitMusikundGeschlechtvonBedeutungsind.Bourdieu(1987)siehtdensozialenStatusalsbesonderseinflussreichan.DurchdieErwerbungeines»Habitus«,deralseineArt»Handlungsgrammatik«wirkt(vgl.Zimmermann2003,56)wirddiePersönlichkeitinihrenWahrnehmungsformen,Vorlieben,HaltungenundDenkweisengeformt.BesondersinteressantimZusam-menhangmitMusikistdieVorstellungeineskulturellenKapitals,dasüberwiegendimfamiliärenUmfelderworbenwirdundzudemauchderMusikgeschmackunddasInstrumentalspielgehörenkönnen.BesondersklassischeMusikwirdvonGrup-penmithöheremSozialstatusalsDistinktionsmittelgenutzt,umKinderineinenHabituseinzuführen.Liebau(1992,140)arbeitetezudemheraus,dassaucheinge-schlechtsbezogenerHabituserworbenwird,dermitdersozialenLageinVerbindungsteht:»ErstausderKombinationvonsozialerLageundGeschlechtergebensichdieAnforderungen,diezubewältigen,unddieKompetenzen,diezuerwerbensind«.DieserGedankengangwirdimZusammenhangmitdermusikalischenSozialisationimAugezubehaltensein(vgl.TeilIAbschnitt6.4).MitdemAspektderIndividualisierungbeschäftigtsichUlrichBeckinseinemBuch»Risikogesellschaft«(1986).Erlegtdar,dassmitdenstrukturellenÄnderungendermodernenGesellschaftvieletraditionelleEinbindungenundOrientierungsmodellewegfallen.DasIndividuumistwenigerZwängenausgesetzt,hataberauchwenigerSicherheiten.»EsgibtalsokeinesozialvorgegebenenBiographienmehr,sondernjederwirdseineigenes›Planungsbüro‹inBezugaufseineneigenenLebenslauf,seineFähigkeitenundOrientierungen«(Zimmermann2003,61).DieseIndividuali-sierungstendenzspiegeltsichauchimSelbstkonzept:Menschenbetonenzunehmend