46TheoretischerBezugsrahmendieUnabhängigkeitihrerEntscheidungen.SomitwirdauchgeschlechtstypischesVerhaltenhäufigalsindividuelleErscheinungbegründet.ImGegensatzzudiesenAlltagskonzeptenwirdinderTheorieBecksjedochdaraufhingewiesen,dassIndi-vidueninihrenEntscheidungennichtvölligfreisind.ZwarverlierentraditionelleStrukturen,wiez.B.diesozialeKlasseoderdieKleinfamilie,anBedeutung,dochtretenandereSozialisationsinstanzenandieseStelle:»HeranwachsendewerdenzumSpielballvonModen,Verhältnissen,KonjunkturenundMärkten«(Zimmerschied2003,64).DerNotwendigkeit,eine»Wahl-undBastelbiographie«selbstzuentwerfen,kannjedochaucheinBedürfnisnachOrientierungsmodellenentgegenstehen,dassdazuführt,dasstraditionelleVorgabengezieltaufgegriffenwerden.DabeikannessichauchumgeschlechtsbezogeneZuschreibungenundmusikalischeAnregungenhandeln.Hurrelmann(2002,120)weistdaraufhin,dassdiebeidengenanntentheoretischenAnsätzehäufigindemSinnemissverstandenwerden,dassderAuseinandersetzungmitdersozialen»äußerenUmwelt«keineBedeutungmehrzugeschriebenwerde.DieStrukturenhättensichjedochlediglichverschoben:»DieKernaussagesowohlderTheorienvonBeckalsauchvonBourdieuist,dasssichUngleichheitsstruktureninmodernenGesellschaftennichtaufgelöst,sondernineineMilieustrukturhorizontalundvertikaldifferenzierterLebenslagenumgewandelthaben.EsgibtnachwievoreineHierarchieungleicherLebenschancen,unddiesewirktsichaufProzessederErziehung,BildungundkulturellenAneignungaus«(ebd.,121).InwieweitsichdieIndividualisierungstendenzenaufGeschlechterrollenkonzepteunddenUmgangmitMusikausgewirkthaben,bleibtzuprüfen.Fürdieempiri-scheErforschungisteswichtig,denBlickfüreinePluralitätderLebensstilezuöffnen,anstattbereitsinderUntersuchungsanlagedurchdieReduktionaufeinzelneVariablendasErgebnisvorwegzunehmen.3.2.4KonstruktivistischeAnsätzeDerKonstruktivismusistfürdieGenderforschungdervergangenenJahrzehntederwohlwichtigsteImpulsgeber.Zimmermann(2003,68)bezeichnetihndarüberhinausalsden»momentanspektakulärste[n]wieauchumstrittenste[n]Versuch,Sozialisationsvorgängezuanalysieren«.FürdiesenoftschwerzufassendenAnsatzformulierteralseinfachenGrundgedanken:»JederentwickeltsichnachseinenVorstellungenundlegtsichseineWeltselbstzurecht«(ebd.).JedeArtvonErkenntnisistdemnacheinKonstruktionsprozess.ImHinblickaufgeschlechtstypischesVerhaltenbedeutetdies,dasseslediglichaufdiesenKonstruktionsprozessenberuhtundnichtaufbiologischenUnterschieden.Durchdas»doinggender«wirddas»sozialeGeschlecht«konstruiert(vgl.TeilIAbschnitt3.1.3).»Männlich«und»weiblich«sinddemnachkeinenatürlichen,sondernkulturelleKlassifikationen(vgl.Zimmermann2003,208f.).7CarolHagemann-White(1984)liefertaufdieserBasisdenEntwurfeinerTheoriederGeschlechtersozialisationunduntersuchtdieBedingungenundMechanismendiesesKonstruktionsprozesses(vgl.Zimmermann2003,209).Damitwurdeein7DieserDenkansatzwurdevonWestundZimmermann(1991,erstmalig1987)inihremAufsatz»DoingGender«systematisiert.