3.2TheoretischeAnsätze47wesentlicherSchrittinderForschungzurGeschlechtersozialisationgeleistet,dervielfachaufgegriffenundbesonderswährendder1990erJahreweiterentwickeltwurde.BesondersprägendwarenindiesemZusammenhangdiedekonstruktivistischorientiertenArbeitenvonJudithButler(1991).Inzwischenwirdjedochauchzu-nehmendKritikaneinerEntpolitisierungdurchdiekonstruktivistischeSichtweisegeäußert(vgl.TeilIAbschnitt3.1.3).FürdieempirischeErforschungvonGeschlechterdifferenzenergebensichausderkonstruktivistischenSichtweiseSchwierigkeiten,wieichbereitsinTeilIAb-schnitt3.1.3dargelegthabe:DieserDenkansatzlässtsichnichtmiteinergrundsätz-lichenEinteilunginmännlichundweiblich,wiesieinderquantitativenForschungerforderlichist,vereinbaren.Zimmermann(2003,208)verweistaufeineweitereForschungslücke:MankönneaufempirischemWeg»immernurdieResultatedesKonstruktionsprozessesvonGeschlechterfassen,derKonstruktionsprozessselbstbleibteine›blackbox‹.«ZurErforschungdieserProzessegebeesjedochnochkeineerprobtenundvaliden»Entdeckungsmethoden«(ebd.,75).Faulstich-Wieland(2004,189)siehtzwarAnsätzefürderartigeForschungen,verweistaberebenfallsaufSchwie-rigkeitenbeiderUmsetzung:»ForschungspraktischistdersozialkonstruktivistischeAnsatzschwerumzusetzen,weilmansichimmeraufeinemschmalenGradbewegt:Einerseitsgelingtes,zuerkennen,wieKonstruktionsprozessevonstattengehen;andererseitsgehenindieseInterpretationenimmerzugleichdiegesellschaftlichenÜbereinkünftederGenderzuschreibungenein.«FürdieKonzeptionderinTeilIIbeschriebenenempirischenStudieisteinedirekteAnknüpfungankonstruktivistischeDenkweisennichtmöglich.BeiderBetrachtungderDatensolltederGedanke,dassGeschlechterrollendasErgebnisvonKonstruktionsprozessensind,jedochnichtausdemBlickverlorenwerden.3.2.5DieRolledesIndividuumsEshatsichgezeigt,dassdieverschiedenentheoretischenAnsätzesichinsbesonderehinsichtlichderBewertungdesAnteilsunterscheiden,dendasIndividuumselbstamSozialisationsprozesshat.UmseineAktivitätzubetonen,wirdseitden1980erJahrenvielfachderBegriff»Selbstsozialisation«verwendet(vgl.Zimmermann2003,75ff.).NachZinnecker(2000)wirddamitzweierleiausgedrückt:ZumeinendieSozialisationdes»Selbst«,zumanderenderEigenanteilanderSozialisation.DerSchwerpunktliegtindenmeistenVeröffentlichungenjedochaufderletztgenanntenBedeutung.DasKonzeptderSelbstsozialisationbasiertaufderBeobachtung,dassKinderundJugendlicheimmerfrüherinihrerEntwicklungbiographischrelevanteHaltungenundWeltbezügeselbstständigorganisieren.Sielernenfrühzei-tiginderFamilie,inVorschuleinrichtungen,späterinderSchule,abervorallemaußerhalbeinespädagogischenDenkmodellsinihrenGleichaltrigen-gruppenunddendortbestehendenBeziehungskulturen,eigeneWünschezuartikulieren,ihreAktivitätenräumlich,sozialundzeitlichzukoordinierenundeigenständigKonsuminteressenundMedienangeboteinihrenAlltageinzubinden(Zimmermann2003,76).