3.3StrukturierungderWirkungsfaktoreninSozialisationsprozessen55imRahmenderOperationalisierungerfolgen.SokönnendievonPapeundPickertgenanntenSträngemusikalischerSozialisation–musikalischesHandeln,musikali-scheVerhaltensweisen12undmusikalischeFähigkeiten–innerhalbdereinzelnenSubsystemeberücksichtigtwerden,auchwennsieimModellselbstnichterkennbarsind.DassozialökologischeModell(sieheAbbildung3.3aufdernächstenSeite)veran-schaulicht,dassessichbeidenverschiedenenSozialisationsinstanzenjeweilsumeige-neMikrosystemehandelt,diemiteinanderinWechselwirkungstehen(=Mesosystem)undinübergeordneteSysteme(=ExosystemundMakrosystem)eingebettetsind.DiebeidenletztgenanntenSystememöchteichinBezugaufdiemusikalischeSozia-lisationneudefinieren.Als»Exosystem«bezeichneichstrukturelleundsoziodemo-graphischeGegebenheiten,diediemusikalischeSozialisationbeeinflussen,ohnedassdasIndividuumsiemaßgeblichmitgestaltenkann.HierzuzählenmaterielleunddemographischeVoraussetzungen,diezumindestinderLebensweltvonKindernalsnichtwählbarangesehenwerdenkönnen.DenBegriff»Makrosystem«beziehtBronfenbrenneraufGemeinsamkeitenderuntergeordnetenSystemeeinschließlichderWeltanschauungenundIdeologien,dieineinerKulturoderSubkulturbestehen.ÄhnlichegrundsätzlicheWertestellenimZusammenhangmitdermusikalischenSozialisationdiekulturellenTraditionenundmusikalischenNormendar,diedieGrundlagefürEnkulturationsprozessebilden.DabeihandeltessichkeinesfallsumeinegleichmäßigwirkendekonstanteGröße.VielmehrsindinunsererGesellschaftverschiedenekulturelleStrömungenvorhanden,andenenMenschensichorientierenoderindiesie–imSinnederDefinitionvonGembris(vgl.TeilIAbschnitt3.1.2)–»hineinwachsen«.InBezugaufdieMusikkulturistm.E.dieDifferenzierungzwischenderschriftorientiertenEuropäischenKunstmusiktraditionundauralenMusiktradi-tionen,13wiesieinsbesondereüberdieafroamerikanischgeprägtePopuläreMusikEingangindasdeutscheMusiklebengefundenhaben,14vonbesondererBedeutung(vgl.TeilIKapitel6).DasIndividuummitseinenpsychischenundphysischenVoraussetzungenorientiertsichinersterLinieinnerhalbderhieralsMikrosystemedargestelltenSozialisationsin-stanzenundentwickeltdabeiseinemusikalischenVerhalensweisenundFähigkeiten.InjederInstanzfindetesmusikalischeAnregungen,ModelleundErwartungenvor,dieteilweiseeinegeschlechtsbezogeneDimensionhaben.SiesindabhängigvondenjeweiligenregionalenundmateriellenBedingungen(Exosystem)unddemkulturellenundzeitgeschichtlichenHintergrund(Makrosystem).DieseübergeordnetenSystemesindnichthomogen,undsiekönnenaufdieverschiedenenMikrosystemeundinverschiedenenLebensläufeninunterschiedlicherWeisewirken.DarüberhinausgibtesVerbindungenundWechselwirkungenzwischendenMi-krosystemen:DieSchlagzeugspielendegroßeSchwesterholtdiejüngeremitinihreBandodernimmtsiemitzumKonzert;dasKindsiehtgemeinsammitOmaundOpa12DefiniertmanHandelnalszielgerichtetesVerhalten,istbeiPapeundPickerteineDopplungvorhanden,dieallerdingsdieFunktionhat,dasVorhandenseinbewussterundunbewussterAnteileherauszustellen.13ZudenBegriffen»aural«und»oral«vgl.TeilIAbschnitt6.114Lug(2002)hatdaraufhingewiesen,dassesauchinEuropaimmer»orale«Traditionengegebenhat.WieichinTeilIKapitel6ausführenwerde,habensichdieseheutejedochstarkmitafroamerikanischgeprägtenmusikalischenPraktikenvermischt.