4.2Bildungsinstitutionen67HierzeigtsichnichtnureineundifferenzierteVorstellungvonGeschlechtergerech-tigkeitunterdenKindern,sondernaucheinepauschalisierendeZuschreibungeinesvermeintlich»weiblichenVerhaltens«inBezugaufdieLehrerinnen.BeidesistinjüngererjournalistischerundpopulärwissenschaftlicherLiteraturwiederverstärktzufinden.NeutzlingentlarvtdieÄußerungDiefenbachs,indemeraufzeigt,dasseinschlechteresAbschneidenderJungenbereitsfürdie1960erundfrühen1970erJahrefestgestelltwerdenkann,»alsesalsohöchstenseineHandvollböseFeministinnenanDeutschlandsSchulengegebenhatte«(ebd.,58).DieseteilweisesehremotionalgeführteDebatteisteinerseitsalsFolgedervorherigen,ebensohitziggeführtenDiskussionumdieDiskriminierungvonMädchenzusehen(s.u.),aberm.E.auchalsFolgezunehmenderÄngsteumdenVerlustvonPrivilegienvonMännernbzw.vorbesserenChancenderFraueninZeiteneinerschwierigenArbeitsmarktsituationzuinterpretieren.DassdenProblemenvonJungenimRahmendieserDiskussionmehrAufmerksam-keitgewidmetwirdalsfrüher,isteinerseitspositivzusehen.DiealteTrennunginweiblicheOpferundmännlicheTäterwirddamitaufgebrochen,unddieDiskussionumGeschlechterverhältnisseerhältneueAnregungen.WenndasVerhältnisaberlediglichumgekehrtwird,indem»MädchenalsGewinnerinnen,JungenalsVerliererderModerne«(vgl.u.a.RoseundSchmauch2005,7)dargestelltwerden,bestehtdieGefahr,dassfortbestehende,subtilereBenachteiligungenvonMädchenundFrauen,dieoftmalserstimBerufslebenerkennbarsind,ignoriertwerden.DieskanneineRückkehrzurtraditionellenGeschlechterordnungzurFolgehaben,dieohnehinnochinvielenLebensbereichenvorhandenist.DiesegesellschaftspolitischeBrisanzmachtesbesonderswichtig,pädagogischeKonzeptezuentwickeln,diedieBedürfnissevonMädchenwieJungenernstnimmt,gleichzeitigaberauchdaraufausgerichtetist,Geschlechterpolarisierungenzuvermeiden.UnterschiedezwischenJungenundMädchengibtesinderSchuleauchjenseitsdesLeistungsaspekts.NochstärkeralsimKindergartentendierenKinderinderGrundschuledazu,geschlechtshomogeneGruppenzubilden.Wenngleichalsoge-meinsamgelerntunddiesauchvondenKindernweitüberwiegendbefürwortetwird,»findetgeschlechtsspezifischgetrennteSozialisationwährenddesoffiziellgemein-samenschulischenLernensundderlebensweltlichenAktivitteningemeinsamenKlassenräumen,Schulhäusernund-höfen,aufdemrelativengenRaumdergemein-samenInstitutionstatt«(HeinzelundPrengel1998,83f.).DievondenKindernselbstaufgesuchtengleichgeschlechtlichensozialenBeziehungenwirkenprägend:»Eswirdangenommen,daßdieBeziehungenindereigenenGeschlechtsgruppeauchdenErfahrungshintergrundfürdassozialeVerhalteninsgesamtunddasge-schlechtsspezifischeVerhaltenimBesonderenbieten«(HeinzelundPrengel1998,94).DabeientwickelnsichdieklassischenStereotypedersozialkompetenterenMädchengegenüberdenaggressiverenJungensowieeinehöhereBewertungdermännlichenGeschlechtsrolledurchMädchenundJungen(ebd.,94ff.).chervonVBEundGEWkamenzudemErgebnis,dassmandieArbeitsbedingungenundVerdienstmöglichkeitendeutlichverbessernmüsste,ummehrMänneralsErzieherundGrund-schullehrerzugewinnen(vgl.Neutzling2005,56).VoneinerdurchgängigenBenachteiligungdesmännlichenGeschlechtskannm.E.nichtdieRedesein,wennmanselbstverständlichvonderNotwendigkeithöhererVerdienstmöglichkeitenfürMännerausgeht.