68GeschlechtstypischeundmusikalischeSozialisationBereitsdieserkurzeEinblickindieEinevertieftegeschlechtstypischeSozialisa-tioninderSchulezeigt,dassdieErfahrungenimElternhausindieserInstitutiondurchgeschlechtsbezogeneEinflussfaktorenergänztwerden,diewesentlichfürdieweitereEntwicklungseinkönnen.ImZusammenhangmitderinTeilIIdargestelltenempirischenStudiemöchteichdaraufhinweisen,dassauchimschulischenRahmenandereFaktorenwiederSozialstatusoderdieHerkunftskultureinewesentlicheRollespielen.MöglicherweisemachenMädchenundJungenderselbensozialenSchichtundNationalitätmehrähnlicheErfahrungeninnerhalbderSchulealsz.B.eineHauptschülerinmitMigrationshintergrundundeineGymnasiastinauseinem»bildungsbürgerlichen«deutschenElternhaus.HeinzelundPrengel(1998,99ff.)fordern,dassdieseVielschichtigkeitundIndividualitätderBiographienvonJungenundMädcheninderForschungzurschulischenSozialisationebensoberücksichtigtwerdenmusswieinderpädagogischenPraxis.MusikalischeSozialisationinBildungsinstitutionenInnerhalbderverschiedenenBildungsinstitutionensindMädchenhäufigermusi-kalischaktiv.SiesindinMusikschulenstärkervertretenalsJungen(vgl.TeilIAbschnitt2.2.1.2sowieBrinkmannundWiesand2001,113).Inderallgemeinbil-dendenSchulenehmensieetwashäufigeranmusikalischenArbeitsgemeinschaftenteil(vgl.Zinnecker,HasenbergundEickhoff1999b,436).AuchimschulischenMusikunterrichtsindMädchenengagierter:SiegebenMusikdeutlichhäufigeralsihrLieblingsfachanalsJungen(vgl.ebd.).InderselbenErhebungwurdeermittelt,dassdiesauchfürdieMüttergegenüberdenVäterngilt–einZeichenfürdietraditionel-leBedingtheitderEinstufungvonMusikals»Mädchenfach«.Lehmann-Wermser(2002)legtdar,dassdieWurzelndieserBewertungweitindieGeschichtederMusikpädagogikzurückgehen.TeilweisewurdedasgeringereInteressederJungenamMusikunterrichtdirektmitmännlichenStereotypeninVerbindunggebrachtunddabeipositivbewertet:»DieJungenkommenimDurchschnittdemMusikun-terrichtnichtsoentgegenwiedieMädchen,siesindwenigerfleißigundvondemIdealerhythmischerundharmonischerBändigungungemeinweitentfernt;dashängtmitihrenbestenJungeneigenschaftenzusammen,diesiehoffentlichnieverlierenwerden.«(Münnich1930,zit.n.Lehmann-Wermser2002,1).Jungenhattenbisindie1960erJahrehineininderRegelwenigerMusikunterrichtalsMädchen(vgl.Lehmann-Wermser2002,2f.).EineUntersuchungGreens(1997,151)liefertHinweise,dassauchheutenochSchülerInnenwieLehrerInnendieLeistungenvonMädchenundJungenimBereichMusikunterschiedlicheinschätzenunddassdieseEinschätzungenmittraditionellenZuschreibungenübereinstimmen.DenMädchenwerdenbesondersimSingenundimInstrumentalspiel,aberauchinNotationundKlassischerMusikmehrFähigkeitenzugesprochen,währenddenJungeninKompositionundinderPopulärenMusikmehrzugetrautwird.AuchheutesindalsooffenbarimMusikunterrichttraditionellemusikbezogeneFestlegungenundGeschlechterhierarchienwirksamundwerdenteilweisereproduziert.InstitutionensindeinHandlungsraum,indemMädchensichheutemitSelbst-verständlichkeitbewegenunddensiemehraufsuchenalsJungen.WieichbereitshinsichtlichdesschulischenLernensdargelegthabe,fälltesihnendurchschnittlichoffensichtlichleichter,sichindeninstitutionellvorgegebenen,voneinerpädagogi-schenKraftkontrolliertenRahmeneinzufügen.Diesgiltauchfürdiemusikalische