6.1AuralesundschriftorientiertesLernen85sozialisiert«.Ichwerdestattdessen,wieauchimZusammenhangmitdenKulturtra-ditionen,dieBegriffe»aural«und»schriftorientiert«verwenden.4DievonTerhagvorgeschlageneDifferenzierungkannm.E.auchüberdenBereichderImprovisationhinausangewendetwerden.WiejedeTypisierungstelltsiejedocheinestarkeVereinfachungdar.MenschenpositionierensichbeimLernenindividuellinnerhalbeinesdynamischenWirkungsgefüges.Siebevorzugenz.B.verschiede-neSinneoderLernsituationenundhabendabeiunterschiedlicheMotivationen,AssoziationenoderemotionaleBindungen.Vester(2004,127)weistdaraufhin,dassesunzähligeverschiedeneLerntypengibt.DennochkanndieBeschäftigungmitdenjeweilstypischenLernformenderKulturtraditionenm.E.wesentlichzurErklärungmusikalischerLern-undSozialisationsprozessebeitragenundauchderDiskussionumgeschlechtstypischeAspekteneueImpulsegeben.DieEinteilunginLerntypenkanndazudienen,GemeinsamkeitenverschiedenerGruppenaufzuzeigen;individuellesLernenvermagsieinseinerKomplexitätnichtbeschreiben.EineeherinderabendländischenTraditionsozialisiertePersonwirdvorallemErfahrungeninreproduktiverundinterpretativermusikalischerGestaltungsammeln.InBezugaufdaskreativeSchaffenoder»Erfinden«vonMusikwirdsiesichentwederstarkspezialisierenundKomponistInwerden,oderaber–unddasisthäufigerderFall–diesenBereichanderenüberlassen.StilistischbewegtsiesichimSpektrumderEuropäischenKunstmusik.EineeherinafroamerikanischerTraditionsozialisiertePersondagegenlerntlieberaufauralemWeg.SiewirddabeivermutlicheherimprovisierenundinsgesamtmehrExperimentierfreudeentwickeln,benötigtjedochauchmusikalischeAnregungenvonaußen.DiesekönnenvonFreundInnen,vonAufnahmenoderauchvonLehrerInnenkommen.StilistischwirdsiesicheheranafroamerikanischgeprägteMusikwieJazzoderRockoderaberandieFolklorehalten.5InAnknüpfunganTerhagstelltdieTabelle6.1aufdernächstenSeitedieun-terschiedlichenmusikalischenFähigkeitsprofile,diesichausderOrientierungandenbeidengenanntenKulturtraditionenundderdamiteinhergehendenauralenbzw.schriftorientiertenSozialisationergeben,einandergegenüber.DieUnterschiedetretenvermutlicheherseltensoextremauf.InderRegelstehenMenschendenskizziertenkulturellenStrömungennurunterschiedlichnahe.DennochergebensichjeweilsspezifischeProblemeimUmgangmitderwenigervertrautenTradition.4DassdieLerntypendurchdiekulturtypischeSozialisationbedingtsind,wirdbeiTerhagdurchdenBegriff»sozialisiert«besondersherausgestellt.Umzuvermeiden,dassdamiteineeindimensionaleWirkungsweisesuggeriertwird,diezwischen»Sozialisatoren«und»Sozialisanden«unterscheidet,werdeichaufdiesenZusatzverzichten.SelbstverständlichistdieEntwicklungauralerundschriftorientierterLerntypendennochinihremjeweiligensozialenKontextzusehen.5DieGemeinsamkeiteiner(wennauchsehrunterschiedlichen)auralenTraditionvon(deutscher)FolkloreundafroamerikanischerMusikbietetaucheineErklärungfüreinzunächsteherver-wunderlicheErgebnisvonPapeundPickert(1999,84):FürdiejenigenAmateurmusikerInnen,dieinRock/Pop-Bandsspielen,hatdasVolksliedsingeninderFamiliebesondersofteinewichtigeRollegespielt.