104BeschreibungderStudiealsReaktionaufdieKritikanquantitativenMethodenauchinderMusikpädagogikentwickelthat.FürdiemusikpädagogischeundmusikpsychologischeForschungwareinBeitragvonJost(1974)richtungweisendimHinblickaufdieAbkehrvonstandardisiertenVerfahren.JostkritisiertzwarinersterLiniedieVerwendungvonMittelwertenundnichtdiequantitativeForschungansich,dennochkannseinAufsatz»alsIndikatoreinesunspezifischenUnbehagensanquantitativerund/odernomothetischerForschunginterpretiertwerden.«(Niketta1992,127).DieErkennt-nis,dassquantitativeErhebungenderIndividualitätjedereinzelnenbefragtenPersonnichtgerechtwerdenkönnen,hatteeinerseitseineZunahmederVerwendungqualitativerMethoden,andererseitseineFavorisierungderClusteranalysefürdieAuswertungquantitativerDatenzurFolge(vgl.ebd.).DieseMethodenkritikistberechtigtundhatderForschungwichtigeImpulsegegeben.InzwischenkommtmanzunehmendzuderAnsicht,dassauchqualitativeForschungsozialePhänomenenichthinreichenderklärenkann.InderSozialfor-schunggibtesdahereinenTrendzurMethodenkombination,derdieKonkurrenzderverschiedenenForschungsideologienzumindestabgeschwächthat.InderMusikpäd-agogikhatz.B.BastianmitseinenaneinanderanknüpfendenStudien»LebenfürMusik«(1989)und»JugendamInstrument«(1991)diesenWeggewählt.EinsolchesVorgehenistwünschenswert,erfordertjedochzeitliche,ökonomischeundpersonelleKapazitäten,diekleinerenForschungsvorhabenwiediesemDissertationsprojektnichtzurVerfügungstehen.FürdievorliegendeStudiemusstedaherabgewogenwerden,welcherArtvonErgebnissendiePrioritätgegebenwerdensoll.InderFrauen-undGeschlechterforschungwirdquantitativeForschungebenfallsvielfachkritischgesehen(vgl.TeilIAbschnitt3.1.3).Popp(2004,663)hältdementgegen:»QuantitativeZugängesindjedochzumAufzeigengeschlechtstypischerBenachteiligungenundDisparitätenfürdieFrauen-undGeschlechterforschungunentbehrlich,dennsiestellenMöglichkeitenbereit,repräsentativeDatenaufderMakroebenezugewinnen.«DasowohlindermusikpädagogischenForschungalsauchimBereichdermusikwissenschaftlichenFrauen-undGeschlechterforschunghäufigerqualitativalsquantitativgearbeitetwird,bestehtanderSchnittstelledieserFachrichtungeneinbesonderesDefizitanaktuellenquantitativenDaten.DarausergibtsichdieEntscheidung,diemusikalischeSozialisationderMusik-LehramtsstudierendenmiteinemteilstandardisiertenFragebogenzuerforschen.WennmandiegenannteKritikanderquantitativenForschungimAugebehält,istesm.E.möglich,wichtigeErkenntnissemitdiesenMethodenzugewinnen.Ty-pischeSchwachpunktekönnendadurchumgangenwerden.SosolltemanstarkePauschalisierungenvermeiden–etwaindemmandieDatenvorschnellaufmög-lichstwenigeVariablenundKategorienreduziert,umsignifikanteErgebnissezuerhalten.AuchbeiderBildungbestimmterTypenistVorsichtgeboten:Konstruk-tewieder»typischeMusikhörer«oderder»typischeRockmusiker«könnendieRealitätnichtabbilden,14undauchdie»typischeMusik-Lehramtsstudentin«undden»typischenMusik-Lehramtsstudenten«gibtesnicht.DerartigeKunstfigurenkönnenzwarTendenzeninnerhalbeinerBefragungsgruppeabbilden,bergenaberdieGefahr,Stereotypeerneutfestzuschreiben.WennmansichbeiderAuswertungdagegennichtaufdieBetrachtungderjeweiligenMehrheitenoderSpitzenwerte14Vgl.Jost(1974);Niketta(1992,127);NikettaundVolke(1994,35).