2.2FörderungingeschlechtsuntypischenHandlungsfeldern229JungenförderungingesondertenGruppennachdenktunddamiteinevermeintlicheinseitigeBevorzugungvonMädchenwenigerbesteht,hatdieseKontroversennurteilweiseentschärfenkönnen(vgl.TeilIAbschnitt4.2).DassdieDiskussionenummehrGeschlechtergerechtigkeitnachwievoroftmalsemotionsgeladensind,erschwertesoftimmernoch,Förderungsmodelledurchzusetzen.DurchdieBewertungengeschlechtstypischerTätigkeitenbestehenfürMädchen-undJungenförderungunterschiedlicheAusgangssituationen.MädchentypischeFer-tigkeitengenießeninderRegelwenigergesellschaftlichesAnsehenalsjungentypischeundwerdensomiteheralsverzichtbareingestuft:EineEinführungindieBedienungderBohrmaschinefürMädchenwirdeheralssinnvollbetrachtetalseinHandar-beitskursfürJungen.BedeutetdasMitwirkenineinerRockbandfürMädchenehereinenImagegewinn,giltdiesnichtunbedingtfürJungen,dietanzenoderimChorsingen.GeradeamBeispielderJungenlässtsichjedochverdeutlichen,dassgemischtgeschlechtlicheGruppennichtimmergeeignetsind,Berührungsängstezuüberwinden.WirddenBefürworterInnenvonMädchenförderungsprogrammenoftmalsentgegengehalten,MädchenkönntenebensogutineinerGruppezusammenmitJungen(z.B.einerRockband)aktivwerden,soleuchtetesdochhäufigeherein,dasseswenigeffektivist,JungenzurTanzförderungandieJazztanzgruppedesSportvereins,dieinderRegelausschließlichvonMädchenbesuchtwird,zuverweisen.FürdieArbeitingeschlechtshomogenenGruppenspricht,dasssichingemischt-geschlechtlichenGruppendieGeschlechterrollenbesonderswährendderPubertätoftmalspolarisieren:ZurStabilisierungihrerGeschlechtsidentitätgrenzensichJun-genundMädchendeutlichvoneinanderabundwagensichangeschlechtsuntypischeBereichenurseltenheran(vgl.Müller1991,44).Müllerschlägtdeshalbvor,Erfah-rungeninsolchenHandlungsräumen–sogenannte»Desexing-Erfahrungen«5–ingeschlechthomogenenGruppenzuermöglichen,dennsowerde»dieAngstreduziert,vomanderenGeschlechtnichtakzeptiertzuwerden«(vgl.ebd.).BesonderseffektivseiensolcheErfahrungenvorderPubertät,»solangegeschlechtsspezifischeUnter-schiedezwischenJungenundMädchennochnichtsofixiertsindwieimJugendalter«(ebd.).GeschlechtshomogeneGruppenbergenjedochauchdieGefahr,Zuschreibungenerneutzufestigen,daalleindasAngebotalsManifestationgeschlechtstypischerDe-fizitewahrgenommenwerdenkann.EinVorteilkoedukativerUnterrichtssituationenistes,dassdieSchülerInnenvomeigenenwievomanderenGeschlechteinwenigeranStereotypenorientiertesBildentwickelnkönnen.Damitdiesauchstattfindet,istjedocheineGeschlechtsorientierunginderkoedukativenPädagogikerforderlich.2.2.1Jungen-undMädchenförderungimgemeinsamenMusikunterrichtMusikhatinderSchuletraditionelldasImageeines»Mädchenfachs«.Diesbedeu-tetnicht,dassMädchengrundsätzlichstärkervonihmprofitierenkönnen.ZwarwerdendieineinermädchentypischenmusikalischenSozialisationerworbenenFä-higkeitenundInteressenwieBlockflötespielenundSingeneherbrücksichtigt;5»Degenderising«trifftdenSachverhaltgenauer.