230KonsequenzenfürdiemusikpädagogischePraxisdamitwirdjedochauchdiegeschlechtstypischeMusikpraxiserneutgefestigt,de-renNachteilebereitsbeschriebenwurden.EinallgemeinerMusikunterrichtsolltestattdessenvielfältigeAnregungenjenseitsvonGeschlechtsrollenstereotypengeben,auchdieBedürfnissederJungenberücksichtigenundalleneinbreitesSpektrumanErfahrungsmöglichkeiteneröffnen.MusikunterrichtfindetnormalerweiseinkoedukativenLernsituationenstatt.AuchhierkönnenpositiveErfahrungeningeschlechtsuntypischenBereichengemachtwer-den,wenndieLehrkraftdiesdurchihrePlanungundihrVerhaltenunterstützt.DafüristjedochSensibilitätundmethodischesGeschicknötig.VerweistdieLehr-kraftdirektaufeinungleichesGeschlechterverhältnis,kannespassieren,dassmandieDifferenzdamiterneutfestschreibtunddasGegenteildeseigentlichenZielserreicht.BesondersimVorschulalterundwährendderPubertät,wennKinderundJugendlichesichinderRegelbesondersstarkanbestehendenGeschlechterrollen-zuweisungenorientieren,istessinnvoller,alternativeAngebotezumachen,ohnedassdasGeschlechtdabeithematisiertwird.InanderenAltersgruppensindKinderundJugendlichedagegeneherinderLage,ihrebisherigenVorstellungenzudenGeschlechterrollenbewusstzuüberdenken.EinigeMaßnahmenzurFörderungderGeschlechtsrollenflexibilitätsindrelativeinfachumzusetzenundwerdenvonvielenLehrkräftensooderähnlichpraktiziert(vgl.z.B.Müller1991,44):ZumBeispielistessinnvoll,nichtimmerdaraufzuwarten,dassdieSchülerInnensichfreiwilligmelden,sondernEinzelnefürbestimmtemusikalischeTätigkeitengezieltauszuwählen.InFällen,indeneneinInteressevorhandenist,aberderMutfehlt,selbstdieInitiativezuergreifen,kannesnot-wendigsein,dassLehrerInnendieSchülerInnendirektauffordernundermutigen.Wünschenswertistes,dassgrundsätzlichalleinderKlasseeinInstrument–z.B.dasSchlagzeug–ausprobieren.SolltediesaufgrundderGruppengrößenichtimmermöglichsein,kannmanJungenundMädchengrundsätzlichabwechselndandieReihenehmen.MitdiesemVorgehenkannm.E.daserwähnteProblemreduziertwerden,dassJungenundMädchensichauchinihrenmusikalischenHandlungenvoneinanderabgrenzenundgeschlechtsuntypischenBereichenfernbleiben.BeiderStrukturierungderInhalteistesinvielenFällenmöglich,typischeInter-essenvonJungenmitdenenvonMädchenzuverbindenundumgekehrt.WennmanbeieinerUnterrichtseinheitzumThemaTanzStilrichtungeneinbezieht,dieJungenoftfavorisieren(z.B.Hiphop)undauchsportlichebzw.akrobatischeElementemitaufnimmt,gelingteseher,auchdieJungenzuerreichen(Weiteress.TeilIIIAbschnitt2.2.2).BeimComputereinsatzimMusikunterrichtisteswichtig,typischeMädcheninteressenzuintegrieren–z.B.durchdieMöglichkeit,deneigenenGesangaufzunehmenundzubearbeiten(Weiteress.TeilIIIAbschnitt2.2.3).BesondersinteressantimBereichdeskoedukativenKlassenmusizierenssinddieseitden1990erJahreninwachsenderZahleingerichtetenMusikklassen.HiergibteseinerseitsChancenfüreinewenigergeschlechtstypischeMusikpraxis:WirdeinbestimmtesInstrument–z.B.einePosauneodereinKontrabass–fürdasKlas-senorchesternochgebraucht,könnensichdurchdieerforderlichenpragmatischenLösungenoftmalsBesetzungenjenseitsgeschlechtstypischerZuweisungenergeben.Gleichzeitigistesjedochmöglich,dassKindergeradeimschulischenKontexteingeschlechtstypischesInstrumentwählen,umindenSatzprobenundimInstrumental-