Raubkopien. Im Internet hat sich nun dagegen mit den Musik-Tauschbörsen zuerst ein
»Geschäftsmodell« etabliert, das gar keines ist, da es keinen wirtschaftlichen
Hintergrund hat. Musikliebhaber auf der ganzen Welt stellen sich gegenseitig ihre
Musiksammlungen in digitalen Dateiformaten zum kostenlosen Herunterladen zur
Verfügung.
Die Tonträgerindustrie muss nun im Nachhinein versuchen, im Internet Geschäftsmodelle
zu entwickeln, die mit einem Gratisangebot konkurrieren können, das sich längst in
den Köpfen der Internet-Nutzer etabliert hat. Es gilt: »Musik im Internet ist
kostenlos«.
Dies ist umso fataler, als abzusehen ist, dass der Online-Bereich immer wichtiger
werden wird und in einigen Jahren vielleicht den Offline-Markt komplett ersetzen
könnte.
Die Geschichte der Tonträger wäre damit zu Ende. Die Geschichte ihrer Nachfolger
hat bereits begonnen: die der flexiblen Speichermedien, die je nach Bedarf bespielt
werden können. Begonnen hat diese Entwicklung schon mit der analogen Leerkassette,
die zur Etablierung der Praxis des privaten Kopierens von Musik führte. Mit der CD-R
kann sich diese Praxis auch im digitalen Bereich fortsetzen. Gleichzeitig gibt es auf
Grund des rein digitalen Kopiervorgangs praktisch keine Verluste hinsichtlich der
Klangqualität mehr. CD-RWs (Rewritable) können sogar wieder gelöscht und neu
bespielt werden, was eine noch größere Flexibilität schafft.
MP3-Player mit den zugehörigen Speichermedien wie Flash-Cards sind das perfekte
Abspielgerät für MP3-Dateien, die über die Tauschbörsen zur Verfügung stehen.
Sie gelten als Computerzubehör, da sie keine eigenständigen Aufnahmegeräte
sind, sondern nur MP3-Dateien abspielen, die vorher von einem PC überspielt
wurden.
Mit der Substitution des Offline-Marktes durch den Online-Bereich wird der
Tonträgerindustrie ihre traditionelle Geschäftsgrundlage entzogen. Den Online-Bereich
hat sie zumindest vorläufig schon an nichtkommerzielle, illegale Internet-Angebote
verloren. Gleichzeitig verlagert sich der Markt für Geräte zum Abspielen von
Musik in den Computersektor. Dies sind problematische Aussichten für die
Musikindustrie.