- 138 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (137)Nächste Seite (139) Letzte Seite (248)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Maskenspielen damaliger Zeit verliert die Musik an Bedeutung. Vollends entbehrt später die klassische Dramaturgie des musikalischen Einschlags. Natürlich bleiben spezifische Musikformen des Bühnenspiels, vielmehr werden ihre eigenständigen Formen parallel zur Sprachedichtung entwickelt: die opera seria, die opera buffa, das Singspiel, die szenische Kantate, das Ballett usw. Zeitgenössische Dramaturgie hat in einigen Vertretern nach der Rolle der Musik im Schauspiel und auch im Drama gefragt. Im Musical zeigt sich eine heiter-ironische Form anspruchsvoller Unterhaltung, die Musik doch noch anders einbezieht als die Operettentradition. Gewichtig aber bleibt der Beitrag von Bert Brecht,1 der mit dem Verfremdungseffekt der Musik eine Eigenständigkeit zuweist, die in der Mischung von Zeitkritik im Text und romantisch gefärbter Songmelodik und Akkordik als Herausforderung an den Hörer gemeint ist. Bedeutsam ist das Orffsche Musiktheater 2 geworden. Hier gehören in die Betrachtung vor allem die bayrische Komödie Astutuli, die thematisch dem Märchen von des Kaisers neuen Kleidern entspricht, die Musikalisierung des Sommernachtstraums und die Weihnachtsgeschichte, um die Richtung des Gemeinten anzudeuten. Weniger allgemein publik sind Martin Luserkes außerordentliche Einsichten über ein Theater, in dem Rede und Gedankengang - selbständige Musik - Topographie und das Publikum konzentriert sind und das er bei Shakespeare morphologisch nachweist. Diese Dramaturgie hat ihren Niederschlag in dem Werk "Pan Apollon Prospero" 3 gefunden.

Lassen Sie mich zunächst die Dimensionen ausbreiten, in denen sich Musik ausweist, um später auf Gestaltungsfragen zu kommen. Gemeint sind diese Ausführungen als ein Sortiment von Anregungen, nicht als ein System, das die Phantasiekräfte des einzelnen zu sehr binden könnte und seine eigenen Möglichkeiten in einem Mißverhältnis zu den Forderungen einer Endstufe erscheinen ließe. Vielfältige Anregungen möchten musikalische Phantasie auslösen und produktiv anregen.

----------


Erste Seite (1) Vorherige Seite (137)Nächste Seite (139) Letzte Seite (248)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 138 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten