Also auch dem weihnachtlichen Lied sind die verschiedenen Haltungen beigestellt. Sicher gibt es zu diesen Grundhaltungen Zwischenstufen, Übergänge. Die Differenzierungen lassen sich jeweils an den drei Verhaltensweisen als Zwischenstufen oder in ihrem Anderssein erkennen. Der besondere Beitrag, der m. E. von der Singbewegung zum Stil des Singens geleistet wurde, ist die Erziehung zum "horchenden Singen". Gegenüber dem selbstgenießerischen, empfindungsrauschenden Ton der Männerchöre und gegenüber dem auf Wirkung, Eindruck und auch auf Erfolg berechnenden Chorklang der Konzertvereinigungen und Oratorienchöre kam es zu einer vergeistigten Art des Singens. Am wenigsten Boden hatte diese Art des Singens bei Volksliedern. Sie gehört stärker zum geistlichen Lied, zum Kanon und zur Chorkultur. Das Volkslied kennt zwar viele stille und besinnliche Lieder, aber sie sind zumeist von Gefühlsmomenten getragen, es überwiegt der Stimmungscharakter. Leises Singen heißt nicht unbedingt horchendes Singen. Man neigt nicht das Haupt zu diesen Liedern, man streckt es auch nicht vor, um zu lauschen, noch lehnt man es in gespannter Aufmerksamkeit zurück, sondern man versinkt in die wohlige, weiche oder zarte Klangwelt bei innigen Weisen. Wo die musikalische Linienführung zur Gestaltung auffordert, und Gestaltung gelingt nur bei einem gewissen Grad von Bewußtsein, stellt sich horchendes Singen ein. Als Beispiele dafür können aus dem Liedgut wohl gelten 2: Innsbruck, ich muß dich lassen (Isaak); Hingestreckt im hohen Gras (v. Knorr); Zeit der Reife, Zeit der Ruhe (Marx); Du mein einzig Licht (Albert); Es geht
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