58 Petra Muckel, Stefanie Brunner, Birte Heidkamp Gleichzeitig teilen wir mit Kerres (2005, S. 19) keine erkenntnistheoretisch naive Hoffnung darauf, dass der Einsatz neuer Medien in Lernarrangements für sich ge-nommen bereits das Lernen effizienter und nachhaltiger macht, sondern gehen viel-mehr davon aus, » dass im Durchschnitt betrachtet Lernerfolg weitgehend unabhän-gig ist von dem gewählten Mediensystem « (Kerres et al., 2005, S. 219). Offensicht-lich verbessern nicht die Medien selbst die Lernergebnisse, sondern die Implemen-tation spezieller didaktischer Konzepte und Lernszenarien (vgl. Kerres et al., 2011, S. 264; Issing, 2011, S. 28). Folglich sollten E-Learning-Tools als Werkzeuge in einem engeren Sinne betrachtet werden, denn sie können den Lernprozess unterstützen, ihn jedoch nicht von sich aus revolutionieren.Als Werkzeuge in einem strikten Sinne sollen sie die Lehrenden und die Lernen-den in den Lehr-Lernprozessen unterstützen und an deren Bedürfnisse angepasst werden und nicht umgekehrt (vgl. Cotterill et al., 2007). Der mit der Implementie-rung und Nutzung verknüpfte Aufwand muss für die Lehrenden und Studierenden durch ein Mehr an Lehr-/Lernmöglichkeiten gerechtfertigt werden.2. Auswertung der ersten Erfahrungen der beiden Pilotprojekte Einhellig war das Feedback der Studierenden im Hinblick auf Aufwand und Belas-tung, die mit dem Erstellen eines ePortfolios verknüpft sind: Alle Studierenden wünschen sich, dass dieser Mehraufwand bei der Berechnung des Workloads be-rücksichtigt und mit Kreditpunkten honoriert wird. Die Vergabe von Kreditpunk-ten bei der Erstellung von ePortfolios erscheint damit unter den jetzigen Studienbe-dingungen als ein basaler Schritt im Hinblick auf die Akzeptanz der ePortfolio-Arbeit bei den Studierenden. Als wichtig erscheint aus Sicht der Studierenden auch, die Kontrolle darüber zu haben, wer ihre Seiten anschaut. In diesem Aspekt hat sich unser Ansatz bewährt, dass das ePortfolio » in den Händen der Studierenden « liegt und diese dabei auf ein abgestuftes Rechtesystem zurückgreifen können, das es er-möglicht, einzelne oder alle Teile für die Öffentlichkeit oder für ausgewählte Perso-nen freizugeben. Positiv aufgenommen wurde auch unser Angebot, die ePortfolios auf dem Uni-Server zu hosten und dadurch eine gewisse Datensicherheit zu ge-währleisten.In den Feedbacks der Studierenden wurde darüber hinaus deutlich, dass sie die soziale Funktion, also das sogenannte Sharing von Dokumenten und Artefakten ei-nes ePortfolios gerne nutzen und einerseits ihre Studienarbeiten oder das gesamte ePortfolio für Freunde und Familie zugänglich gemacht haben und/oder anderer-seits mit weiteren persönlichen Arbeiten (Fotos, eigens erstellte Comics) und indivi-duellen Links angereichert haben. Das selbstständige Erkennen und Nutzen dieser sozialen Funktion betrachten wir als einen Hinweis darauf, dass das Potenzial der ePortfolios sich zu entfalten beginnt und die Studierenden die Möglichkeit entde-cken, ihre universitäre Kompetenzentwicklung lebensweltlich einzuordnen – aus unserer Sicht ein Schritt hin zu einem Lernen für das Leben.