- 24 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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Abbildung 2.1: Beispiel für symmetrische Gliederung (aus der Sonate für Klavier KV 331 A-Dur von W.A. Mozart).


Gruppen gemeint, deren Anordnungen der Noten i.a. dieser Bedingung nicht genügen. Eine echte Symmetrie der Noten auf der Zeitachse stellt nur der Krebsgang dar. Dieser wird aber nur in bestimmten Musikstilen regelmäßig angewandt und ist zumindest als Kriterium der wahrgenommenen Ähnlichkeit nicht geeignet, wie bereits die Studie von White gezeigt hat.55

Die Aufteilung von Melodien oder Rhythmen in gleich große Teile wird bei Riemann und anderen zur Grundlage des Systems melodischer Gliederung erhoben. Riemann versucht, Metrum und Rhythmus zu verbinden, indem alle Gliederungen auf die Abfolge gleich großer Teile, von denen der zweite betont und der erste unbetont ist, zurückgeführt werden. Dieses Modell ist offenbar hochgradig normativ, und Riemann bemüht sich in seinem System56

vor allem darum, die Abweichungen von dieser Norm zu erklären. Man kann diesen Ansatz mit der Reduktion von Sätzen auf grammatische Strukturbeschreibungen vergleichen. Es gibt hier wie dort die beiden Probleme, daß die grammatischen Strukturen angemessen sein müssen und daß eine Grammatik unter Umständen nicht alles an Strukturen erfaßt, was von Belang ist. Aus Sicht der computergestützten Modellierung musikalischer Strukturerkennung ist von besonderem Interesse, wie man die Einhaltung der Regeln und Abweichungen erkennt, wobei die Behandlung der Abweichungen eine Bestimmung ihrer Art und Struktur durch eine Rückführung auf das Modell einschließt. Es ist nicht nur wichtig, die Einhaltung von Regeln zu erkennen, sondern auch bei deren Nichteinhaltung eine sinnvolle Interpretation vornehmen zu können.

2.3.4.  Motivische Struktur

Die Beziehungen von Motiven in der Musik werden durch verschiedene Faktoren bestimmt. Neben der zeitlichen Anordnung ist die Ähnlichkeit das dominierende Moment der Motivbeziehungen. Auf Ähnlichkeit beruhen die Prinzipien von Wiederholung und Variation, die für westliche Musik bestimmend sind. So fordert z.B. Kirnberger für Kompositionen die Verbindung von »Einheit und Mannigfaltigkeit«, die er gerade durch die Wiederholung und Variation gegeben sieht:

»Denn wodurch sollte die Einheit eines [...] Tonstückes erhalten werden können, wenn kein Theil desselben in einer anderen Verbindung wiederholt oder in eine andere Wendung gebracht würde?«57

57 Koch (1782-1793, Bd. 3, S. 55).


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