- 100 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Informationen in digitaler Form. Auf diese wird, dem logischen Aufbau dieser Arbeit entsprechend, in Abschnitt 12.2 detaillierter eingegangen. Im analogen Bereich ist lediglich der im Kino eingesetzte Lichtton von großer Relevanz. Des Weiteren gab es auch bei Musikinstrumenten Versuche, Klänge optisch-analog zu speichern. Aus diesem Grund wird zum Abschluss des folgenden Abschnittes noch kurz auf die Lichtton-Orgel eingegangen.

Die ersten Versuche, Ton optisch aufzuzeichnen, reichen bis in die Frühzeit der Kinematografie zurück. Hier gab es zwar schon 1904 Versuche, Grammophone mit dem Film zu synchronisieren27

27Die ersten Versuch gehen bis ins Jahr 1904 zurück, sie blieben aber aufgrund von Synchronisationsproblemen erfolglos. Auch weitere Verbesserungen sowie die Entwicklung von Verstärkern änderten nichts an der Tatsache, dass sich das Nadelton-Verfahren, auch Vitaphone-Verfahren genannt (vgl. Abschnitt 6.1.2), gegenüber dem Lichtton nicht durchsetzen konnte.
– also die mechanische Speicherung zu nutzen – jedoch setzte sich im Endeffekt der Lichtton durch.

Der Durchbruch des Lichtton-Verfahrens ist im Wesentlichen den in Berlin arbeitenden Erfindern Hans Vogt, Joseph Masolle und Jo Engl zuzuschreiben, die sich 1922 unter dem Namen Triergon zusammenschließen.

Beim frühen Lichtton wurde das Tonsignal mit einer Lichtton-Kamera aufgezeichnet. Die Lichtton-Kamera wandelt die elektrischen Signale eines Mikrophons, meist Spannungsschwankungen, in Lichtsignale um und repräsentiert diese in einer Abfolge von Schwärzungen unterschiedlicher Dichte – hierbei handelt es sich um die heute nicht mehr gebräuchliche Sprossenschrift – oder als Schwärzung variabler Breite, auch Zackenschrift genannt. Bei der Wiedergabe verläuft der Prozess genau umgekehrt: Die durch die jeweilige Schwärzung kodierte Information der Schallwelle wird über eine Fotozelle wieder in Spannungsschwankungen umgewandelt. Mit Hilfe eines Verstärkers und eines Lautsprechers kann der Ton dann wieder in Schall umgewandelt werden.

Der Lichtton wird fotografisch als zusätzliche Spur neben das eigentliche Bild kopiert. Der große Vorteil gegenüber dem Nadeltonverfahren ist evident: Dadurch, dass Bild und Ton gemeinsam auf dem gleichen Träger aufgezeichnet sind, laufen sie dementsprechend synchron. Zudem ist das Lichtton-Verfahren auch vorführtechnisch leichter zu handhaben. Die Einführung des Lichtton-Verfahrens bedeutete nicht nur das Ende des Stummfilms, sondern vielmehr auch das ›Aus‹ für Tonungen, die in der Stummfilmzeit häufig verwendet wurden.28

28Vgl. dazu Abschnitt 5.2.

Der erste Langfilm, der mit dem Lichtton-Verfahren hergestellt und in Deutschland produziert wurde, war der Film ›Melodie der Welt‹ (Deutschland 1929; R.: Walther Ruttmann). Interessanterweise handelt es sich hier weder um einen Spiel- noch um einen Dokumentarfilm, sondern vielmehr um einen Werbefilm einer Hamburger Reederei.

Zur Aufnahme und Weiterbearbeitung (Mischen und Schneiden) des Tons wird seit den 50er Jahren aber hauptsächlich Magnetband verwendet (vgl. Abschnitt 6.2). Durch die Weiterentwicklung des Magnettonbandes und die Erfindung des Stereotons erreichte man schnell eine dem analogen Lichtton überlegene Klangqualität. In den 50er und 60er Jahren wurden im Cinemascope-Format und auf allen 70-mm-Kopien sogar Magnetspuren als 6-Kanal-Ton aufgebracht. Man spricht hier von der Magnetton-Periode.29

29Vgl. dazu auch Seite 73. Der Magnetton besaß Stereo- und Surroundqualität und stellte neben dem damals neuen Breitwandformat eine zusätzliche Attraktion dar, die das Publikum ins Kino locken sollte.


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