- 14 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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die im Wesentlichen vom 5. Jahrhundert vor Christus bis zum 15. Jahrhundert nach Christus andauerte.

Schon Jahrhunderte vor Gutenberg kannten die Chinesen das System der »beweglichen Lettern«. Entdeckungen von Schriftzeichen auf Keramik, Bronze, Knochen und Steinstelen lassen darauf schließen, dass schon im 5. Jahrtausend v.Chr. einzelne Schriftzeichen zur Informationsvermittlung benutzt wurden. Aber erst durch die Erfindung des Papiers vor ca. 2200 Jahren gelang es, Schrift in größerem Umfang zu reproduzieren. In Gräbern der frühen Han-Dynastie (180–50 v.Chr.) wurde das bisher älteste Hanfpapier gefunden. Die erste schriftliche Erwähnung der Kunst des Papiermachens stammt aus dem Jahr 105 n.Chr. von dem chinesischen Minister Ts´ai Lun (?–121 n.Chr.): aus den Fasern des Maulbeerbasts, Hanfabfällen, alten Fischnetzen und Hadern wird durch Stampfen in Steinmörsern und unter Zugabe von Wasser ein Brei erzeugt der dann mit einem Sieb geschöpft, gepresst, an der Sonne getrocknet und schließlich mit Steinen geglättet wird.2

2Erst im 8. Jahrhundert gelang das Geheimnis der Papierherstellung mit den Eroberungszügen der Araber nach Afrika und von dort aus im 12. Jahrhundert nach Südspanien. 1276 wurde die erste Papiermühle in Italien in Fabriano bei Ancona in Betrieb genommen. 1321 wurde in Leesdorf bei Baden die erste österreichische Papiermühle erbaut. Der Nürnberger Patrizier und Ratsherr Ulmann Strohmer errichtete 1390 die »Gleismühle«. Sie gilt als erste nachweisbare Papiermühle in Deutschland. Noch fast fünf Jahrunderte lang nutzte man zur Papierherstellung Stoffreste, Gewebeabfälle und alte Kleider. Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde durch die Erfindung des Holzschliffpapiers, die Erfindung der Papiermaschine durch den Franzosen Louis-Nicolas Robert und durch die Gewinnung von Zellstoff aus dem weiterverarbeiteten Holzschliff der Grundstein für den Übergang vom eher handwerklichen Schöpfen zur industriellen Papierproduktion gelegt.

Nun standen große Schreibflächen zur Verfügung, die leicht produziert werden konnten. Bald schon stellte sich auch die Frage nach der Reproduzierbarkeit der Schriftzeichen. Eine gezielte Verbreitung von Texten ermöglichten Abreibungen und Abklatschen von Steinschriften.3

3Diese Methoden können als erste Vorformen des Druckens betrachtet werden.
Schon seit dem Jahr 175 n.Chr. schnitt man die Hauptwerke der chinesischen klassischen Literatur in Steinplatten, von denen tausende von Kopien in Form von Abklatschen hergestellt wurden. In der westlichen Welt war man zur selben Zeit bei der Vervielfältigung von Schrift auf Schreiber angewiesen. Den Schreibern, oft handelte es sich bei ihnen um Mönche und Nonnen,4
4Die Klöster blieben lange Zeit der einzige Ort, an denen literati (Schriftkundige) anzutreffen waren, da lediglich der Klerus durch das kanonische Recht zu Schreibkenntnissen angehalten war. Die weitere Wissensvermittlung bildete die Sprache. Jedoch galt nicht jeder, der der Schrift nicht mächtig war, als ungebildet: viele Bauern, Adlige, Handwerker und Kaufleute konnten sich das Wissen durch Zuhören und Auswendiglernen aneignen. Dieses galt bis in das späte Mittelalter als wesentlichste Aufgabe der Schüler.
gelang es, ungefähr drei bis sechs Seiten an ein einem Tag fertigzustellen. Da das Pergament, auf dem die Schreiber ihre Texte vervielfältigten, sehr kostbar war, wurden oft Skizzen auf wiederverwendbaren Wachstafeln angefertigt und erst nach sorgfältiger Korrektur auf Pergamentpapier übertragen.

Zum Beruf des ›kommerziellen (Ab-)schreibers‹ führte die Gründung der ersten Universitäten und die damit verbundene immer größer werdende Nachfrage nach Büchern. Zu Gunsten der höheren Vervielfältigungszahlen verzichtete man oftmals auf die kunstvollen farbigen Initialien und Illustrationen. »Dazu wurden die Bücher üblicherweise von den Bibliothekaren in wenige nummerierte Seiten – die sogenannten


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