und ggf. Teil des
kulturellen Erbes. […] Die private domain steht somit im Horizont der public
domain.«
Diese Balance hat sich aber gerade durch die Digitalisierung und die Folgen der
medientechnologischen Entwicklungen geändert. Liegt der Content (Kapitel 15) in
digitaler Form vor, dann kann er theoretisch verlustfrei und beliebig oft ohne größere
Transaktions- und Distributionskosten kopiert werden, über das Netz verbreitet bzw.
zum Download bereitgestellt werden. Demzufolge kann der Content theoretisch jedem
frei zugänglich gemacht werden und gehört so auch jedem. Diese Möglichkeit stellt
gerade für Verlage, Plattenfirmen etc. ein großes Problem dar und mit aller Macht
wird versucht, die freie Verfügbarkeit und die uneingeschränkte Nutzung zu
verhindern. Schon im Jahr 1984 berichtet Stewart Brand auf der ersten ›Hackers’
Conference‹:111
»On the one hand information wants to be expensive, because it’s so
valuable. The right information in the right place just changes your life. On
the other hand, information wants to be free, because the cost of getting it
out is getting lower and lower all the time. So you have these two fighting
against each other.«
Mit Blick auf das obige Zitat kann man von einem Spannungsverhältnis zwischen
geistigem Eigentum und frei verfügbarem Wissen sprechen. Hinzu kommt die
Tatsache, dass auf der einen Seite Wissen heute immer schneller veraltet sowie
immer schneller modifiziert und auf der anderen Seite Schutzfristen immer weiter
ausgedehnt werden. In Zusammenhang mit freier, so genannter Open Source
Software112
taucht heute der alte Kollektiveigentumsbegriff
›Allmende‹113
Das althochdeutsche Wort ›Al(l)mende‹ (al[gi]meinida) bezieht sich auf die gemeinsame Nutzung
von kollektiven natürlichen Ressourcen und geht auf das damalige Bodenrecht zurück. Heute
wird der Begriff am häufigsten in Zusammenhang mit der Umweltpolitik verwendet:
Fischfangquoten für internationale Gewässer, nationale Obergrenzen für die CO2-Emission
etc.
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wieder auf und mit ihm die Forderung nach einem freien Zugang zu Wissen für jeden.
Durch die Digitalisierung hat sich zudem das Ungleichgewicht zwischen Rezipieren
und Produzieren teilweise wieder aufgehoben. Inzwischen kann jeder über das
Internet Content produzieren und verteilen. Es sind nur geringe Investitionen in
Produktionsstudios, Presswerke oder Sendeanlagen nötig. Verlage (im klassischen Sinn)
sind im Prinzip überflüssig geworden. Die Trennung der medialen Information in
einige aktive Produzenten und unzählige passive Rezipienten ist im Begriff,
sich aufzuheben. Kulturelles Wissen wird von einem Produkt wieder zu einem
Dialog.114
Grassmuck spricht in diesem Zusammenhang auch von einer wieder hergestellten »Symmetrie von
Lesen und Schreiben«, die seit den mittelalterlichen Manuskripten immer mehr verloren ging. Vgl.
[Grassmuck(2000a)].
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Als Beispiel für diesen dialogischen Effekt kann z. B. das Internet-Lexikon
›Wikipedia‹115
angesehen werden. Hierbei handelt es sich um ein Lexikon, an dem |