- 298 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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»Zwar ist das Internet als Verteilungsmedium noch zu langsam, jedoch wird die mögliche Transferrate schon bald groß genug sein, daß theoretisch jeder seine eigene Radiostation einrichten kann, seine Musik als MP3-Dateien in ein Archiv zur Bestellung einer individuell zusammengestellten Auswahl legt oder multimediale Präsentationen anbietet (z. B. über bekannte Musiker), möglicherweise ohne Rücksicht auf bereits geltende rechtliche Einschränkungen. Das alles gibt es schon, nur fehlt bisher die massenhafte Anwendung aufgrund der noch bestehenden technischen Grenzen und psychologischen Hürden für den Normalanwender.«

Die Entwicklung vollzieht sich zurzeit so schnell, dass die im Memorandum erwähnten technischen Grenzen und psychologischen Hürden bereits fünf Jahre nach Veröffentlichung7

7Das Memorandum wurde erstmalig in der Zeitschrift Musikforum, Nr. 93/Dez. 2000, S.74–84, veröffentlicht.
des Memorandums zum großen Teil überwunden sind, so dass sich im Moment »die bisherigen Distributionssysteme erdrutschartig verschieben«8 .

Die Distribution von Content hat sich erweitert und verändert. Neue Strukturen ermöglichen ohne Lager- und Distributionsaufwand, und wahrscheinlich auch auf lange Sicht ohne Zwischenhändler, die Lieferung von Content direkt an den Endverbraucher. Der Service für den Kunden wird sich durch Wunschzusammenstellungen ebenfalls erhöhen, genauso die Lieferung des Contents in höchst möglicher Qualität – digital, quasi als 1:1-Kopie oder als Original, denn im digitalen Zeitalter kann von einer Kopie keine Rede mehr sein. Der Kunde bekommt nur noch Originale angeboten. Die traditionelle Wertschöpfungskette hat sich bereits geändert und wird sich auch noch weiter verändern, denn neben dem traditionellen Vertrieb über den Einzelhandel (offline) eröffnen sich bedingt durch die Digitalisierung weitere Möglichkeiten:

  • Die erste Möglichkeit ist die so genannte Instore-Production bzw. Kiosk-Lösung. Hier bestellt der Nutzer im Ladengeschäft oder im Kiosk z. B. eine CD oder DVD nach Wunsch, eigens für ihn zusammengestellt. Die CD oder DVD wird erst im Laden, dem Point of Sale, zusammengestellt und produziert und nicht schon im vorhinein vom Publisher. Zwischen Letzteren und dem Handel fließen also nur noch Datenströme, erst im Point of Sale entsteht das fertige zu verkaufende Produkt. Diese Lösung findet allerdings keine weite Verbreitung.
  • Eine weitere Möglichkeit stellt der Versandhandel per Internet, auch Mailorder genannt, dar. Die Bestellung des Contents erfolgt über das Internet. Das bedeutet, dass der klassische Handel über das Ladengeschäft vollkommen entfällt. Der Content wird dem Kunden über den normalen Postweg zugesandt. Die Produktion verbleibt beim Publisher. Bereits heute existieren viele Firmen in ganz unterschiedlichen Branchen, die ihre Produkte bereits nur über Mailorder anbieten.
  • Eine weitere Möglichkeit ist der Digital Download on Demand. Nach Bezahlung per Kreditkarte, per Handy oder Micropayment wird der Kunde direkt online mit dem von ihm bestellten Content beliefert, bzw. er kann sich den Content direkt auf seinen Computer herunterladen. Bei dieser Variante erweist sich der klassische Handel über einen Point of Sale als überflüssig. Für reine Musik existieren hier einige Beispiele wie z. B. iTunes9
    9http://www.apple.com/itunes/ (Link vom 5.5.2005).
    der Firma Apple oder musicload10
    10http://www.musicload.de (Link vom 7.5.2005).
    , einem Angebot der T-Online

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