der Vorstellung, daß er das System hinter sich lassen konnte, wenn er es nur gründlich genug erforscht hatte, was einem Glaubensakt gleichkam, da er nicht die geringste Ahnung hatte, was ihn dahinter erwartete. Er gewann zunehmend Interesse an Struktur und Konstruktion, erkannte allmählich eine ständig wachsende, scheinbar unendliche Anzahl kompositorischer Möglichkeiten. Er schrieb ein Stück nach dem anderen, wobei er sich immer wieder um einen neuen Aufbau, eine neue Form bemühte. Schließlich war er ganz besessen von metrischen Verzierungen, zusammengesetzten Taktarten, Jazzrhythmen, lateinamerikanischen Synkopen und Pausenwerten Da er sich um Harmonie nicht zu kümmern brauchte, konzentrierte er sich ganz auf die Struktur, die er durch Dynamik, pizzicati, ausgefallene Pedaltechniken und was ihm eben in den Sinn kam zu erreichen suchte.

Und er hörte hin. Er komponierte zumeist am Arbeitstisch und lief nur dann und wann zum Bechstein, um ein Stück auf seine Spielbarkeit zu prüfen und ein Motiv oder eine rhythmische Figur zu kontrollieren. Wenn ein Stück zu seiner Zufriedenheit geraten war, setzte er sich damit ans Klavier, spielte es  zunächst ganz langsam, oft sogar so langsam, daß er aus dem Takt geriet und lauschte mit größtmöglicher Aufmerksamkeit. Er kam sich auf sonderbare Weise passiv vor, während er sein eigenes Werk wie aus der Ferne hörte. Die seltsamen Klänge, die eine Folge nicht verwandter Intervalle hervorzubringen vermochte. Die unheimlichen, dichten Akkorde, wie schwarze Steine in einem Zen-Garten. Die Töne jagten in alle Himmelsrichtungen davon. Ein Hochseilakt ohne Netz.