Universität Osnabrück
Fachbereich 3 (Musik)
WS 1984/85
Tonbandarbeit
Seminar: Übung zum praktischen Umgang mit technischen Medien im Musikunterricht
Seminarleiter: Dr. B. Enders
Ausführende:
Susanne Albsmeier
Diane Nyenhuis
Elisabeth Rotermund
Bevor ein Gedicht in eine musikalisch kompositorische Bahn gelenkt werden soll, ist es nötig, das lyrische Werk zu analysieren und zu interpretieren, damit die musikalisch kompositorische Form der Intention des Autors entspricht.
Daher werden wir an dieser Stelle einiges zur Lautkomposition in der experimentellen Lyrik sagen, um so den Zugang zum Gedicht "schtzngrmm" zu schaffen. Abschließend folgt eine Gedichtsinterpretation, die die Intention des Autors Jandl deutlich machen soll.
Der österreichische Schriftsteller Ernst Jandl (geb. 1925) begann mit traditionellen Gedichten ("Andere Augen" 1956), wandte sich aber dann dem experimentellen Gedicht (u. a. Laut + Luise 1966) zu. In den Texten der experimentellen Lyrik werden musikalische Eigenschaften der Vokale, der Konsonanten und ihrer Kombination exponiert und durchgeführt. Wortfetzen werden aneinandergereiht, variiert, durcheinandergeschuttelt und immer wieder neu zusammengesetzt. Die Wortfetzen sind häufig mit Assoziationen behaftet, die aufgrund der Konstruktion bzw. Komposition der Wort -oder Lautgruppen die Entwicklung einer Assoziationskette beim Leser, Hörer, Sprecher bewirkt. (vergl. Bausteine für Musikerziehung und Musikpflege, v. G. Kleiuen u. a. , S. 104)
Bei der Lautmalerei wird nicht ein außersprachliches Geschehen frei vertextet, sondern ein von vorn herein beschränktes Phoneminventar wird künstlich derart sprachrhythmisiert, daß es sich selbst auszusagen vermag.
Das Gedicht "Schtzngrm" ist eines der bekanntesten Werke Jandls, welches neben anderen Gedichten unter der Rubrik "Krieg und so" steht. Jandl selbst schreibt: "(Dem) Basiswort (Schützengraben) sind die Vokale entzogen (. . . )" . . . "Vokale kommen in dem Gedicht nicht vor. Wenn Sie wollen: der Krieg singt nicht". Die benutzten Grapheme/Phoneme sind nicht frei aus der alphabetischen Zeichenliste gewählt, sondern bereits durch die Wortvorgabe selektiert.
So konstruiert Jandl aus der Ordnung lexikalisch konventionalisierter Minimalzeichen einen sprachlich konkreten Text um/über den Begriff "Schützengraben" durch Zerlegung des Wortes und Zusammenfügung seiner Elemente zu neuen, ausdrucksstarken Lautgruppen.
Allein die Nutzung der zufälligen Phoneme in der Komposition schafft die Suggestivkraft des Textes. Die Beziehung Oberfläche - Intention, die von einer möglichen Assoziation zu einer sicheren Ausrichtung erhoben wird, ist Teil der Komposition, die durch die wörtliche Nennung des Gedichtes als Kriegsgedicht durch Jandl, die Bestimmtheit des Textes und die Richtigkeit der Interpretation verbürgt.
Die Untermauerung durch den Nachweis einer Laut-Emotion oder überhaupt Laut-Sinnhaftigkeit -Beziehung ist bei den Texten dieser Art nicht als natur- oder sprachbedingt anzunehmen. Vielmehr ist auf das Verhältnis von Komposition (Lautkonstellation) und außersprachlichen Lautvorkommen(wie etwa Geschoßgeräusche) hinzuweisen, welches letztlich die synthetische Entwicklung eines semantischpoetischen Zeichens vorantreibt. Beispielhaft steht der Schluß, gewissermaßen die Pointe: die Lautfolge ttt, die das Wort "tot" suggeriert. (Vgl. Wulff, Michael. Konkrete Poesie und sprachimmanente Lüge. Stuttgart 1978)
Das Basiswort "Schztngrmm" wird zu Anfang in doppelter Nennung vorgestellt. Diese Doppelnennung ist für Autor, Leser und Hörer gewissermaßen eine Ortsorientierung. D. h. also:
"Wir befinden uns in einem Schützengraben und so ist der Schützengraben, in dem und um den herum das Geschehen abläuft." In semantischer Nähe des Begriffes "Schützengraben" liegt der des Todes. Das dreimalige, später achtmalige t einiger Zeilen, das den Begriff "tot" suggeriert, entstammt dem Inventar des Wortes "Schützengraben". Auch die folgenden Grapheme/Phoneme wie das grr, schtzn, scht usw. haben Suggestivkraft.
Die Zeilen (1, 2), 5, (8, 9, 1O), 11, (16ff, 26ff) lassen sich als "Grimm" lesen. Sie werden auch tatsächlich mit einem, wenn auch schwachen "i" gesprochen. Die gestische Haltung des Zähnezusammenbeißens ist geradezu typisch für die Bedeutung "Grimm,".
Dieser Grimm könnte schlimmstenfalls der Grimm des Soldaten auf den ihm als Feind deklarierten Soldaten der anderen Seite gedeutet werden. Es kannte ebenso der Grimm des gedichtsimmanenten Soldaten sein, den er gegen die Lage hat, in die man ihn gebracht hat.
Es könnte sogar der "Grimm" werden, der beim Lesen des Textes im Perzipienten aufkomrnt: im Zorn gegen den Krieg, d. h. gegen die, die Kriege machen. Weiterhin kann der Perzipient beim Lesen des Textes die Lautkonstellation "grrrmmm" mit dem außersprachlichen Lautvorkommen eines Kriegssirenenheultones verbinden.
Auch die Lautfolge "gr", in den Zeilen 19, 20, 21 und 34 imitiert bzw. konstruiert einen Geschoßlaut.
Die Lautfolge "schtzn" in den Zeilen 11 und 13 haben starke Suggestivkraft. Es könnte beim Perzipienten die Assoziation einer marschierenden Soldatengruppe oder gar einer zujubelnden Militärparade hervorufen.
Die eher konventional-semantische Aussage des Textes ist die Teilnahme eines Soldaten am Krieg, (sein) Tod im Krieg. Die Sekundäraussage schließt auch den Testperzipienten in sich ein: dem Soldaten sind seine Kriegserfahrungen samt seinem Tod "verordnet", also eine implizite Anklage gegen diejenigen, die anderen den Krieg "verordnen", die für ihre Interessen Kriege führen. Die Absurdität und Unfaßbarkeit der Kriege, die Unfaßbarkeit dessen, daß ein Mensch auf einen von "oben verordneten" Befehl hin einen ihm unbekannten Menschen erschießt, kann für Jandl nicht mehr in Worten gefaßt werden, denn man weiß von wem und warum Kriege gemacht werden und man weiß, daß sie von denen konzipiert werden, die weit genung vom Schützengraben entfernt sind.
Analyse und Intention
Die Tonbandarbeit gliedert sich in zwei größere Teilbereiche; im ersten steht die Sprache im Vordergrund, während im zweiten die assoziativen Andeutungen durch musikalische Einblendungen und Geräusche verstärkt und interpretiert werden. Dabei soll das gemeint Hintergründige - Verschwiegene durch Musik und Geräusche hörbar gemacht werden.
Dieser Teil hält sich sehr stark an die ursprüngliche Gedichtvorlage und läuft (bis auf die Trommel) auf rein sprachlicher Ebene ab.
Man muß Jandls Gedicht mehrmals sprechen, um die Intention des Autors zu begreifen- dementsprechend muß auch der Zuhörer zunächst mit der Lautkomposition auf sprachlicher Ebene vertraut werden. Erfolgte gleich zu Anfang eine vertonte Fassung, so würde dies den Hörer überfordern.
Jandl selbst sagt, man müsse das Gedicht nicht nur hören, sondern es auch sprechen, um es zu verstehen.
Jandls Gedicht ist Produkt eines hintergründigen Spieles mit Sprachlauten; zunächst geht daher ein urtümlicher Reiz von ihm aus, es selbst zu sprechen bzw. Spracheffekte zu erzielen.
2. 1. Auf Kanal 1 wird das Gedicht in seiner ganzen Länge vorgesprochen und zwar mit Echoeffekt, um einen stärkeren Ausdruck sowie eine größere Wirkung zu erzielen.
2. 2. Kanal 2 spielt Auszüge einer Eigenlesung Jandls ein, nicht nur um der Originalität willen, sondern auch aufgrund der monoton trockenen sowie harten Vortragsweise des Autors, die (vermutlich bewußt von ihm eingesetzt) Militäratmosphäre schafft.
2. 3. In diese Richtung zielen auch die Trommelschläge auf Kanal 4, die in ihrer bedrohlichen Gleichförmigkeit den Soldatenmarsch symbolisieren (Zinnsoldatenmotiv) und den Stumpfsinn und die Absurdität des Krieges verdeutlichen sollen.
Ferner leitet die Trommel am Ende des ersten Teils ohne Unterbrechung zum zweiten Teil über und stellt damit klar heraus, daß eine Beziehung zwischen erstem und zweitem Teil herrscht.
2. 4. Kanal 3 schließlich liefert als zusätzlichen Effekt noch einmal geeignete Gedichtsauszüge in unverzerrter aber doch bedrängender Sprache, die den Ausdruck des ständig anschwellenden Unmutes gegen die Kriegsbedrohung noch verstärkt artikuliert.
3. 1. Die unterschiedlich dichte Kanalbesetzung, ferner die anschwellende Lautstärke und der sich steigernde Ausdruck die Sprachgestaltung betreffend, zeigen schon innerhalb dieses ersten sprachlichen Teils eine Entwicklung an, die ihren Höhepunkt etwa in Gedichtmitte (Z. 18-21) erreicht hat (hier sind alle Kanäle besetzt, Sprachlautstärke und -ausdruck haben ihren Höhepunkt erreicht, die Trommelschläge steigern sich zu einem Trommelwirbel).
3. 2. Es werden wie beschrieben unterschiedliche Sprach-bilder zusammengefügt, so daß sich ein wieder völlig neues, verzerrtes Gesamtbild ergibt.
Auf diese Weise wird eine Distanz zum Zuhörer geschaffen (die natürlich auch schon das Gedicht in seiner ursprünglichen Form erzeugt), die den Hörer zur Aufmerksamkeit zwingt und notwendig ist, um ihn zum Nachdenken zu bewegen, ihn dadurch aber gleichzeitig dem Inhalt und der Intention des Werkes näherbringt. (Das gleiche gilt natürlich in noch gesteigerter Form für die vertonte Komposition!)
Die Trommel "schlägt die Brücke" zum zweiten Teil. der sich nun einer genaueren Interpretation des Jandl-Gedichtes widmet.
Unter Zuhilfenahme von Musik und Geräuschen wird der Krieg in seinen unterschiedlichen Dimensionen dargestellt. Dabei verliert die Sprache ihre bisher übergeordnete Funktion, doch ist sie weiterhin ein wesentliches dramaturgisches Element, indem aus dem Gedicht die aussagekräftigen Kern-Lautfolgen herausgegriffen und verarbeitet werden (Kanal 1).
1. 1. Prolog (Zeile 1-4):
In diesem "einleitendem Teil des Dramas" werden die Zentralmotive des Gedichtes vorgestellt.
"schtzngrmm" :
Der Schützengraben in seiner zweifachen Bedeutung, einerseits als ein vor der Gefahr, dem Tod schützender Ort, andererseits als ein bedrohliches Kriegssymbol aufgefaßt.
Es ergibt sich damit eine Art Ortsangabe für den Hörer.
"t-t-t-t":
Diese Lautzeile wird als eine Verkürzung von "tot", als Todessymbol verstanden.
Geräusche/Musik: Vorbereitet wird die Ortsorientierung durch Schritte des textimmanent-imaginären Soldaten, der auf den Schützengraben zusteuert, den Lale Andersen mit der Zeile "Aus dem stillen Raume, aus der Erde Grund" (5. Strophe, 1. Zeile des Liedes "Lili Marleen") beschreibt bzw. besingt.
Zur Bedeutung des Liedes "Lili Marleen": Hans Leip hatte den Text bereits während des 1. Weltkrieges (April 1915)geschrieben, später wurde es dann von Norbert Schultze vertont. Im zweiten Weltkrieg schließlich verhalf Lale Andersen diesem wehmutsvollen Liebeslied zu Weltruhm (es wurde in siebzig Sprachen übersetzt). "Lili Marleen" wurde allabendlich um 22. 00 gesendet und schuf für wenige Augenblicke eine gewisse friedvolle Verbindung zwischen den Fronten - ein bemerkenswert wundersames Ereignis innerhalb des schrecklichen Krieges.
Das Todessymbol "t-t-t-t" wird mit einem schauerlichen Ausschnitt aus Morricones "To die a duty" untermalt. Die Trommelschläge sind, was schon angesprochen wurde, vorerst noch zu hören.
Der Prolog soll dem Hörer die Assoziation "Schutz - Tod", exakter noch "Schutz vor dem Tod?" vermitteln.
1. 2. Bombenangriff auf die Zivilbevölkerung (Z. 5-11):
Dargestellt wird ein Luftangriff, verbunden mit dem unendlichen Leid der Zivilbevölkerung. Die Sinnlosigkeit des Tötens gerade auch der Unschuldigen wie Kinder und Frauen soll hier in den Vordergrund treten.
Geräusche/Musik: Sirenengeräusche ("grrrmmmmm") warnen und entwarnen. Durch den Luftbombenangriff gerät die Menschenmenge in Panik (verbunden mit der Vorstellung einer angstvoll aufgeregt hektischen Flucht in den Bunker). Menschen kreischen, schreien um Hilfe, weinen. Ein zur Trauer bewegender Ausschnitt aus Tschaikowskys "Ouvertüre 1812" bringt das erschütternde Leid der Menschen noch stärker zum Ausdruck.
Diese Ouvertüre ist ein 1878 entstandenes Gelegenheitswerk. Die Musik schildert den französisch-russischen Krieg 1812, wobei die feindlichen Mächte mit Hilfe ihrer Nationalhymnen, der alten russischen Zarenhymne und der französischen "Marseillaise", symbolisiert werden.
1. 3. Marsch der Soldaten (Z. 12-17):
Hier wird der Krieg aus der Sicht kriegsbereiter patriotischer Soldaten dargestellt.
"schtzn" wird verbal, im Sinne von "schützen" verstanden. Beim Hörer soll die Vorstellung entstehen, daß Soldaten unter festlichem Glockengeläut aus der Stadt marschieren und in den Krieg ziehen, um ihr Vaterland auf Leben und Tod zu schützen.
Dementsprechend wird jetzt (Z. 14/15) nahezu übergangslos das Todessignal eingeblendet.
Geräusche/Musik: Der soeben (im Abschnitt "Bombenangriff auf die Zivilbevölkerung") noch melancholisch anmutende Tschaikowsky-Ausschnitt wird nun zu einer feierlich patriotischen Wendung, die den siegesbewußten Marsch der Soldaten begleitet.
Die beiden Ausschnitte aus Tschaikowskys Schlachtouvertüre scheinen nahezu ideal, da dieselbe Melodiephrase, aufgrund der sparsamen Streicherbesetzung von schwermütigem Charakter, nun durch eine neue Instrumentierung (Blechbläserbesetzung, Pauke, Glockenspiel) einen völlig anderen, jetzt kraftvoll energischen Ausdruck annimmt.
Ironisierend wird dazu das Trompetensignal aus "Lili Marleen" von einer Posaune dissonant zum Klangbild eingespielt. Die Militärfunktion der Trompete mit ihrem klaren hellen Klang, ihr Einsatz als ein überzeugend für den Triumph schmetterndes Instrument, ihr feierlich festlicher Signalcharakter wird damit völlig verkehrt. Dasselbe geschieht mit der Trommel. Sie wurde bisher in ihrer Funktion als Militärinstrument dargestellt, das in psychologisierender Weise mut- und kraftspendende Dienste leistet, den Soldaten gewissermaßen militant macht, indem es seinen gleichförmig vorwärts gerichteten Zinnsoldatenmarsch unterstützt. Hier wird ihre Militärfunktion aufgebrochen, stattdessen werden neben dem Todessignal, dem Leitmotiv aus Morricones "Spiel mir das Lied vom Tod", Trommelwirbel hörbar, die bedrohlich an- und abschwellend die Marschschritte begleiten.
1. 4. Kriegsschauplatz (Z. 18-21):
Es erfolgt die Darstellung des Krieges als einem schrecklichen Ereignis von Angriff, Gefecht, Lärm und natürlich Tod.
Geräusche/Musik: Gegenüber Luftangriff- sowie Gefechtslärmgeräuschen stellt Lale Andersen mit ihrem Liedausschnitt "Vor der Kaserne vor dem großen Tor stand eine Laterne, und steht sie noch davor so wolln wir da uns wiedersehn, bei der Laterne wolln wir stehn wie einst Lili Marleen, wie einst Lili Marleen." (1. Strophe) die furchtbare Dramatik des Kriegsvorganges heraus. Sie drückt die verzweifelte Hoffnung aller (Soldaten, Frauen, Kinder, etc. ) auf ein Wiedersehen in Ruhe und Frieden aus.
1. 5. Kurzes Aussetzen von Musik und Geräuschen (Z. 22-23):
Es findet eine abrupte Unterbrechung des gräßlichen Kriegsvorganges statt.
Ein drängendes "scht" wird in die Pause hineingesprochen, zu verstehen als Forderung nach der schon lang ersehnten Ruhe sowie Aufmerksamkeit für das Folgende.
1. 6. Einzelschicksal (Z. 24-35):
In diesem Schlußteil erfolgt nun die Darstellung eines Individualschicksals. Es handelt sich dabei um den Kampf des textimmanent-imaginären Soldaten (siehe Anfang) mit dem Tod. Er flieht vor den Maschinengewehren des Feindes auf einen Schützengraben zu. Er wird jedoch erschossen.
Geräusche/Musik: Die Todessymbolik wird hier durch eine differenziertere sowie extrem entfremdende Vertonung verschärft und dadurch noch intensiver erlebbar. Das nun verzerrte Leitmotiv aus "Spiel mir das Lied vom Tod" wechselt sich ab mit dem neu hinzukommenden unangenehm knisternden Geräusch eines elektrischen Stuhles aus "To die a duty". Die Verzerrung wird von Signal zu Signal gesteigert.
Hinzu kommt die gleich zweimal warnende Stimme der Lale Andersen "Und sollte mir ein Leids geschehn (durch eine Bandschleife wiederholt), wer wird bei der Laterne stehn" (4. Strophe, 3. Zeile).
Ferner werden Schritte und Herzklopfen des vor dem Tod fliehenden imaginären Soldaten hörbar. - Doch es gibt kein Entrinnen.
Es folgen Maschinengewehrschüsse - Ende! ?
Ein teuflisches, durch den stehenden Halleffekt nahezu kicherndes "Tot!" wird in die Stille hineingeschrien.
benutzte technische Geräte:
1 Schallplattenspieler
2 Tonbandgeräte (Revox, 2-Kanalmaschine)
Teac (Vierspurkanalmaschine)
1 Mikrophon
3 Kopfhörer
benutzte technische Geräte im Tonstudio:
große Studiomaschine
Mischpult
Teac
2 Tonbandgeräte
2 Mikrophone
Echo-Hall Gerät
A700 Variable Speed control
Kopfhörer
Schaltung des Echos beim Tonband bei der Gedichtswiedergabe
- Mikrophon in den Mic. Eingang channel 1
- Ausgangsregler des chl auf Aux stellen
- Channel 1 ausschalten
- Drücken der Channel II Taste
Ausgangsregler des ChII auf II->I stellen
Speed variable control
Dieses Gerät wurde für das "Posaunensignal" benutzt, welches bei der Tschaikowsky Ouvertüre kurz eingeblendet wird.
Das Gerät wird an das Tonband angeschlossen. Durch Drehen eines Reglers wird die Bandgeschwindigkeit des Tonbandes verändert. Man kann das Band langsamer (drehen des Reglers in den Minus-Bereich) oder auch schneller (drehen des Reglers in den Plus Bereich) laufen lassen, was zu einer Frequenzveränderung führt.
In unserem Fall haben wir eine schnelle Bandgeschwindigkeit ausgewählt. So wurden höhere Frequenzen aufgezeichnet, so daß die Klangqualität der Posaune zu einem spitzen, trompetenähnlichen Klang verzerrt wurde.
HoldEffect
In dem Echo/Hallgerät kann man mit dem "HoldEffect" einen Impuls über längere Zeit konstant halten. Wir bauten es zum Schluß bei den Szenen ein, die den Tod suggerieren sollen, um so eine dramatische Wirkung zu erzielen (der Soldat, der dem, Tod nicht entrinnen kann.
Arbeitsschritte
1. Text auswählen, Inhalt abtasten, so daß assoziativer Hintergrund deutlich wird
2. mehrmals Gedicht aufs Tonband sprechen, wobei verschiedene Effekte ausgenutzt werden (Echo Hall; Kunstkopf, Wechsel von Einzelsprecher, Sprechchor usw.
3. Musik/Geräusche auswählen
4. Mehrmaliges Aufnehmen der Musik/Geräusche auf das Tonband
5, bestimmte Ausschnitte der Musik/Geräusche auswählen, die assoziative Andeutungen deutlich machen; evtl. Ausschnitte mit Stift markieren; ebenso mit dem "Sprachband" arbeiten
6. Verlaufsplanung anlegen
7. Realisierung der Verlaufsplanung
8. "Rohmaterial" wird im Tonstudio dank des Mischpultes (u. dank einer sensiblen Regler-Handbedienung) zum "Klangmaterial"
benutzte Schallplatten:
Ernst Jandl liest Laut und Luise Hosianna/Sprechgedichte/ Wagenbachs Quartplatte 22
Geräusche in Stereo für Dia und Film Folge 12 /Fontana
Geräusche in Stereo für Dia und Film Folge 10 /Fointana
Sounds Effects Intercord BBC records
Ennio Morricone: To die a Duty aus Sacco und Vanzetti
Ennio Morricone: Harmonia, Spiel mir das Lied vom Tod
L. Andersen: Vor der Kaserne. . .
Tschaikowski, Peter: Ouvertüre 1812(1878)
Luftangriff aus dem Film "Die Brücke"
Trommel und Posaune live aufgenommen
Als Grundlage sollten die Schüler dieses Gedicht "Schtzngrmm". von Jandl, das zur experimentellen Lyrik gehört, erhalten.
Dieses Gedicht könnte dann fächerübergreifend, wozu eine Absprache mit den Lehrenden notwendig wäre, behandelt werden; im Fach Deutsch unter dem Thema: "lnterpretation experimenteller Lyrik"; im Fach Geschichte unter dem Thema: "Zweiter Weltkrieg"; und im Fach Musik unter dem Thema: "Mit Sprache und technischen Apparaten arbeiten", wobei die technischen Möglichkeiten der Schule berücksichtigt werden müssen, außerdem unter dem Thema:" Akustisch-konkrete klangliche Realisierung von Vorstellungen und Intentionen". Wenn es mit einer Klasse erarbeitet würde, wobei eine neunte oder zehnte Klasse vom Schwierigkeitsgrad her gesehen angebracht wäre, könnte man sie in drei Gruppen aufteilen: die erste Gruppe überlegt sich, was für Möglichkeiten man mit der Sprache hat; die zweite Gruppe sucht Musik dazu aus; die dritte Gruppe überlegt sich Geräusche dazu. Oder man gibt verschiedenen Schülergruppen die gleiche Aufgabe: Gedicht - Klangrealisation, wobei am Schluß alle Produktionen vorgestellt werden und diskutiert. Man könnte es aber auch in einer AG machen, wenn nicht genügend Geräte vorhanden sind, oder die Klasse zu groß ist.
Die Zielsetzung dabei geht über eine Interpretation hinaus. Denn die Schüler sollen nicht nur konsumieren sondern kreativ werden, also soll eine handelnde Auseinandersetzung mit dem Gedicht stattfinden. Dadurch soll der Schüler ein Kriegsverständnis erhalten und die Kriegsproblematik erkennen, also soll eine qualitative Erweiterung und Veränderung des Bewußtseins durch kritische Erfahrung erreicht werden. Die Schüler sollen zu einer eigenen engagierten Stellungnahme zu der Wirklichkeit, in der sie leben, finden.
Zur Geräuschwahl kann man sagen, daß es den Schülern freigestellt sein sollte, ob sie einen konventionellen Krieg klanglich realisieren wollen oder einen Atomkrieg.
Durch die klangliche Realisation macht jeder Handelnde seine Intentionen für den anderen erfahrbar und umgekehrt wird jede Erfahrung wieder" verhandelt".
Die Schüler sollen also die Möglichkeiten der Klanggestaltung und der Sprachveränderung ausnutzen, sie sollen experimentieren.
Der Philosoph Hegel betont u. a.: "das allgemeine Vermögen zur künstlerischen Produktion . . . die Phantasie. "Sie ist nicht "mit der bloß passiver Einbildungskraft zu verwechseln. Die Phantasie ist schaffend."
Der Schüler lernt also ein experimentelles Gedicht zu interpretieren, Assoziationen zu finden und eine Klangrealisation zu bewerkstelligen, also daß Medien (Cassettenrecorder, Tonband etc.) aus einem bloßen Konsumtionsmittel zu einem Produktionsmittel werden können.
Kleinen, Günther, Lägel, Hartmut.. Bausteine für Musikerziehung und Musikpflege. Tontechnik, Tonträger, Collagen. B. Schotts Söhne. Mainz 1974.
Rauhe, Reinecke, Ribke. Hören und Verstehen. Kösel Verlag München 1975.
Valentin, Erich, und Hopf, Helmuth (Hg. ). Neues Handbuch der Schulmusik. Gustav Bosse Verlag Regensburg 1975.
Wulff, Michael. Konkrete Poesie und sprachimmanente Lüge. Akademischer Verlag Hans Dieter
Heinz. Stuttgart 1978.
schtzngrmm
schtzngrmm
tttt
tttt
grrrmmmmm
s--c--h
tzngrmm
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grrrrnmmmm
schtzn
schtzn
schtzngrmm
schtzngrmm
tsssssssssssssssssssssssssss
grrt
grrrrrt
grrrrrrrrrt
scht
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t-t-t-t-t-t-t-t-t-t
scht
tzngrmm
tzngrmm
scht
scht
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scht
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grrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr
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